Emanzipatives Wohnen

 

Aus Sicht der Frauenforschung ist die von Arbeitskreisen und kommunalen Stellen zur Förderung gemeinschaftlicher Wohnprojekte häufig berichtete Beobachtung, dass sich vor allem Frauen (insbesondere ältere Frauen zwischen 50 und 60 Jahren) für neue, alternative Formen des Wohnens interessieren und engagieren, nicht überraschend. Denn die Geschichte des Wohnens (in Deutschland bzw. in Europa) ist auch eine Geschichte der Emanzipation von Frauen, die in verschiedenen Epochen unterschiedliche Alternativen zu den jeweils herrschenden Wohnformen entwickelten, die ihnen mehr Unabhängigkeit und Selbstbestimmung ermöglichten. Diese Alternativen reichen von den mittelalterlichen Beginenhöfen über die Wohnheime und Wohngenossenschaften der ersten Frauenbewegung und die sukzessive Normalisierung des Alleinwohnens von Frauen in der zweiten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts bis zu den ab den siebziger Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts entstandenen gemeinschaftlichen Wohnprojekten von und für Frauen.

All diese von Frauen und Frauenbewegungen entwickelten Alternativen sind Ausdruck der Kritik an einem gesellschaftlichen Geschlechterverhältnis, das die Entwicklungsmöglichkeiten von Frauen beschneidet, sie in vorgegebene Rollen und Aufgaben zwingt und ihre Möglichkeiten für ein selbstbestimmtes Leben beschränkt. Art und Ausmaß der Beschränkung haben sich dabei im Laufe der Zeit gewandelt – geblieben ist jedoch der Widerstand von Frauen gegen die Beschränkungen eines hierarchischen Geschlechterverhältnisses, der auch in der Suche nach alternativen Wohnformen seinen Ausdruck findet. Die Entwicklung neuer Wohnformen steht – wie noch zu zeigen ist – immer im Kontext emanzipatorischer Bestrebungen von Frauen.

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1. Von den mittelalterlichen Beginenhöfen bis zu den selbständigen Frauenhaushalten in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts

2. Die Entwicklung von Frauenwohnprojekten in der Bundesrepublik Deutschland nach dem zweiten Weltkrieg

3. Die Reaktion von Wohnungspolitik und Wohnungswirtschaft: Von der Behinderung und Bekämpfung zur (partiellen) Unterstützung und Zusammenarbeit

4. Frauenwohnprojekte - eine Absage an die Heteronormativität