Frauenwohnprojekte – Geschichte
Die Geschichte des Wohnens ist auch eine Geschichte der alternativen Projekte. Ob wir an die Entwürfe der Utopischen Sozialisten, die Gartenstadtideen der Wohnreformen des 19. Jahrhunderts, die Genossenschaftsbewegung, die Siedlerbewegung in Wien nach dem ersten Weltkrieg oder die viel ältere "Fuggerei" in Augsburg oder die in den letzten Jahren an vielen Orten entstandenen Wohnprojekte für das Zusammenleben von Jung und Alt denken: all diesen Projekten ist, bei aller Unterschiedlichkeit, eines gemein: Sie versuchen – modellhaft – Antworten auf ungelöste gesellschaftliche Probleme zu finden und Raum zu schaffen für Lebenssituationen und -konzepte, die in der jeweils vorherrschenden gesellschaftlichen Organisation des Wohnens keinen Platz finden.
Das gilt auch für die Frauenwohnprojekte.
Frauenwohnprojekte sind zum einen Projekte des [emanzipativen Wohnens] von Frauen mit einer langen Geschichte, die von den mittelalterlichen Beginenhöfen über die Projekte der ersten Frauenbewegung (mit einer Vielzahl von, teils genossenschaftlich organisierten Wohnhäusern für erwerbstätige Frauen und Studentinnen) und die nach dem zweiten Weltkrieg von Politikerinnen initiierten Wohnprojekten für wohnungslose Frauen bis zu den autonomen Projekten der zweiten Frauenbewegung reicht. All diese Projekte waren und sind Antworten auf eine Wohnungspolitik, die das eigenständige Wohnen von Frauen nicht oder nicht ausreichend berücksichtigt.
Frauenwohnprojekte sind zum anderen Projekte des [Frauengerechten Wohnungsbaus]. Entstanden aus der Kritik feministischer Architektinnen und Planerinnen an der herrschenden Planungskultur im Wohnungsbau, deren Ergebnisse als „Emanzipationshindernis für Frauen“ gesehen werden, wurden mit dem frauengerechten Wohnungsbau Alternativen entwickelt, die den spezifischen Bedürfnissen von in familiären Bezügen lebenden Frauen Rechnung tragen. Deren typische Lösungsansätze werden hier vorgestellt.