Frauenfreundliches Wohnen
Frauengerechter Wohnungsbau
Nürnberg
1996
1999
Dieter Barth, wbg
Tel 0911/ 8004-139
Modellprojekt eines zukuftsorientierten Wohnungsbaus für sich verändernde Lebensformen
Im Vorfeld wurde ein Wettbewerb durchgeführt.
Das Projekt wurde vom Bayerischen Staatsministerium des Inneren im Rahmen des experimentellen Wohnungs- und Siedlungsbaues „Wohnen 2000, preiswert, ökologisch, sozial“ als Modellvorhaben gefördert und hat 2005 beim Landeswettbewerb „Plätze, Höfe, Gärten“ zum Bayerischen Wohnungsbaupreis eine Anerkennung erhalten.
Wohnungsbaugesellschaft der Stadt Nürnberg mbH (wbg)
Wohnungsbaugesellschaft der Stadt Nürnberg mbH (wbg)
(1. Preis) Alexandra Fritsch und Susanne Klug, (Landschaftsarchitektin), Heide Lehner, Nürnberg
Die Neubau-Wohnanlage umfasst 33 Wohnungen, darunter zwölf 2-Zimmer-Wohnungen, 13 3-Zimmer-Wohnungen, sechs 4-Zimmerwohnungen, zwei 5-Zimmerwohnungen mit Wohnflächen von 55 m² bis 109 m². Zwei der 4-Zimmer-Wohnungen im EG wurden rollstuhlgerecht ausgestattet.
Ein rund 50 m² großen Gemeinschaftsraum sowie ein Innenhof.
Sozialer Wohnungsbau, 1. Förderungsweg
Frauen, Familien („vollständig“ und „unvollständig“), Mehrgenerationengemeinschaften und sonstige Lebensgemeinschaften. Interesse an integrativen und kooperativen Wohnformen wird vorausgesetzt.
Die Erstbelegung wurde zusammen mit dem Frauenbüro der Stadt Nürnberg, dem Allgemeinen Sozialdienst und dem Amt für Wohnen und Stadterneuerung vorgenommen. Ausgewählt wurden elf Alleinerziehende, zehn Familien mit Kindern, fünf Ehepaare ohne Kinder, eine Lebensgemeinschaft und sechs Singles.
Der im Vorfeld durchgeführte Wettbewerb sollte Anregungen für eine qualitative Weiterentwicklung des Sozialen Wohnungsbaus geben und Lösungen für die unterschiedlichen Wohn- und Lebensbedürfnisse von Frauen erarbeiten. Gewünscht waren Verbesserungsvorschläge unter dem Aspekt „Frauenfreundliche Planung“ zu den Themenbereichen Infrastruktur-Einrichtungen, Verkehr, Wohnumfeld, Grünbereiche und sichere Außenräume. Die Planung der Wohnungen sollte den sich verändernden und nicht immer auf Dauer angelegten Lebensformen Rechnung tragen, Frauen- und Familienleben in der Stadt erleichtern sowie die Vereinbarkeit von Familienarbeit und Erwerbstätigkeit fördern.
Der Außenbereich soll Begegnungsräume innerhalb der Nachbarschaften und eine nachbarschaftsorientierte Kommunikation ermöglichen. Besondere Treffpunkte und Spielbereiche mit speziellem Angebot, getrennt für Jungen und Mädchen, sollten vorgesehen werden.
Eine Mitsprache der Mieterinnen bei Grundrissplanung und Gestaltung des gemeinschaftlichen Hofes war nur eingeschränkt in nicht kostenrelevanten Bereichen möglich.
Das Grundstück liegt im Süden der Stadt. Nahezu alle sozialen und bedarfsorientierten Infrastruktureinrichtungen, wie Schulen, Kindergärten usw. sind im Umkreis von ca. 500 m vorhanden.
Der Wohnkomplex besteht aus zwei sich gegenüberliegenden 4-geschossigen Wohnzeilen mit einem freistehenden Gemeinschafts- und Versorgungshaus als Bindeglied, über das auch die Laubengänge der oberen Geschosse erschlossen werden. Ost-West-Orientierung der Zeilen erlaubt flexible Nutzung durch Austauschbarkeit der Individualräume. Alle Wohnungen verfügen über Schalträume sowie Terrasse oder Balkon.
Ein gemeinschaftlicher Hof als „zentrale Mitte“ mit Spielmöglichkeiten für die kleineren Kinder ist von allen Küchen/Essplätzen her einsehbar.
Die Aussenanlagen sind übersichtlich und gut beleuchtet, KFZ-Stellplätze sind den Zugangsbereichen zugeordnet.
Februar 1996: Auslobung des Wettbewerbs
Januar 1998: Baubeginn
Juni 1999: Fertigstellung
2004: Architekturpreis der Stadt München
2005: Bayrischer Wohnungsbaupreis
• Planung durch Architektinnen
Aus dem Kriterienkatalog des Auslobungstextes:
• Frauenbeteiligung bei Programm und formaler Abwicklung, MieterInnenfindung und -einbindung durch Projektgruppe (wbg, Stadt Nürnberg Amt für Wohnen, Familienhilfe, Frauenbeauftragte, Planerinnen)
• System der kurzen Wege; Wohnumfeldgestaltung, die sicheren und kommunikativen (und für Kinder selbständigen) Aufenthalt erlaubt
• kleinteilige Nutzungsmischung
• Förderung umweltfreundlicher Verkehrsarten
• Verbesserung der Rahmenbedingungen für den Umweltverbund; insbesondere im Bereich ÖPNV barrierefreie Haltestellenzugänglichkeit und sichere bzw. „angstfreie“ Nutzungsmöglichkeit
• großräumige und kleinräumige wohnungsnahe Freiräume, hohe Qualität der Freiflächen mit unterschiedlichen Angeboten
• überschaubare, angstfreie Außenräume, soziale Kontrolle durch Bündelung und Vernetzung von Wegen, Zugängen, Aktivitäten, Gemeinschaftsnutzungen
• wohnungsnahe Angebote für kurzfristige Bedarfsdeckung sowie für ärztliche und soziale Versorgung
• sichere Erreichbarkeit von wohnungsnahen Einrichtungen für Jugendliche und Kinder, Schaffung von zentralen Kommunikationsmöglichkeiten
• Kleinkinderspiel im geschützten Wohnhof, Sicht- und Rufkontakt von allen Wohnungen aus
• Orientierung an verschiedenen Nutzungsbedürfnissen innerhalb der Wohnungen und im Wohnumfeld
• annähernd gleich große Wohn- und Individualräume (variable Nutzung)
• Variabilität der Raumtrennwände als nichttragende Bauteile, vielfältige Veränderungsmöglichkeiten auch in Selbsthilfe
• Maisonnettewohnungen bieten Differenzierung zwischen gemeinschaftlichem und individuellem Wohnen
• Durchwohnen bzw. großzügige Raumverbindungen (Doppelschiebetürelemente)
• Erweiterung des Aufenthaltsraumes durch Hausgarten und Gartenterrassen
Auslobungstext zum obigen Wettbewerb: Fritsch + Knodt (Alexandra Fritsch, Susanne Klug); Lehner + Wiegel (Heidi Lehner) (o. J.): wbg – Nürnberg-Langwasser. Frauen Planen Wohnungen. o. O.
Wohnungsbaugesellschaft der Stadt Nürnberg mbH (wbg) (1999): Frauenfreundliches Wohnen fertig gestellt. Wir für Sie, Ausgabe 1999-3. S. 1, www.wbg.nuernberg.de/pdf/presse/wfs1999_3.pdf
Wohnungsbaugesellschaft der Stadt Nürnberg mbH (wbg) (Hg.) (1997): Städtebaulicher Realisierungswettbewerb „Frauenfreundliches Wohnen Nürnberg-Langwasser“, Reinerzer Str. – Striegauer Str. Freiburg