Frauengerechtes Bauen und Wohnen Darmstadt

Projekttyp:

Frauengerechter Wohnungsbau

Standort:

Darmstadt

Projektierungsbeginn:

1991

Fertigstellung/ Erstbezug

1998

Kontakt:

Ramona Buxbaum, Freie Architektin

kabux[at]kabux.de

www.kabux.de

Schwerpunkte:

Wettbewerbsprojekt mit dem Ziel des frauengerechten Planens und Bauens insbesondere für berufstätige Frauen und Mütter

Besonderheit

Der Wettbewerb wurde von der Eigentümerin ausgelobt. Das Preisgericht des Wettbewerbs war ausschließlich mit Frauen besetzt.

Wohnungen mit nutzungsneutralen Individualräumen und Sichtverbindungen zum Spielplatz (Quelle: Ramona Buxbaum/Peter Karle, 1995)
Projektbeteiligte:
Initiatorin:

Stadt Darmstadt

Eigentum:

HEGEMAG

Architektur:

Ramona Buxbaum und Peter Karle, Darmstadt

Kooperation:

Stadt Darmstadt, Frauenbeauftragte Edeltraud Baur

Umfang:
Wohnungen:

Sozialer Mietwohnungsneubau mit 11 Wohneinheiten mit zwei bis vier Zimmern.

Gemeinschaftsflächen:

Ein Gemeinschaftsraum und einem gemeinschaftlichen Gartenhof.

Kosten/Mieten:

Gesamtkosten (ohne Grundstück): DM 2,6 Mio.

Anfangsmiete, netto kalt (1998): 10,80 DM pro m² Wohnfläche.

Finanzierung:

Die Stadt Darmstadt vergab das Grundstück in Erbpacht an die HEGEMAG.

Das Gebäude wurde im Sozialen Wohnungsbau gefördert.

Ziele/Motivation:
Zielgruppen:

Erwerbstätige Frauen und Mütter, insbesondere Alleinerziehende.

Zielsetzungen:

Mit Hilfe eines Realisierungswettbewerbs „Frauengerechtes Bauen und Wohnen“ mit beschränktem TeilnehmerInnenkreis (fünf Beteiligte) sollte ein Wohnprojekt entwickelt werden, das den spezifischen Anforderungen insbesondere von berufstätigen Frauen entspricht.

Dabei waren wesentliche Aspekte vorgegeben: Nutzungsneutralität der Räume, Variabilität und Flexibilität durch Schaltbarkeit von Räumen, Schaffung von Kommunikations- und Rückzugsräumen. Die umgesetzten Lösungen sollten im Rahmen konventioneller Wohnungsbauvorhaben generalisierbar sein, um die hier gesammelten Erfahrungen in die zukünftigen Projekte des sozialen Wohnungsbaus des Auslobers des Wettbewerbs, der HEGEMAG, einbringen zu können.

Die Struktur der Grundrisse soll das partnerschaftliche Miteinander bei der Hausarbeit und damit die Vereinbarkeit von Berufstätigkeit und Familienarbeit, die Kinderbeaufsichtigung und die Kommunikation der BewohnerInnen erleichtern.

Der erste Preis des Wettbewerbs ging an Ramona Buxbaum und Peter Karle. Das Preisgericht bestand auschließlich aus Frauen.

Partizipation:

Ein wichtiger Bestandteil des Konzepts war die Durchführung des Wettbewerbs in einem kooperativen Verfahren unter Beteiligung der zukünftigen Nutzerinnen. In der Vorbereitungsphase des Wettbewerbs fanden intensive Gespräche mit der Frauenbeauftragten der Stadt Darmstadt, den künftigen Nutzerinnen und der Nassauischen Heimstätte Frankfurt, Gesellschaft für innovative Projekte im Wohnungsbau mbH, die den Wettbewerb organisiert hatte, statt. Mit den zukünftigen Nutzerinnen wurde jedes Detail der Wettbewerbsvorgaben diskutiert und abgesprochen, wie z. B. die Rahmenbedingungen des Wettbewerbs, der Terminablauf sowie die Zusammensetzung des Preisgerichtes. Außerdem erhielten die zukünftigen Bewohnerinnen Gelegenheit, sich selbst und das Programm ihrer Initiative zu präsentieren.

Architektur/Städtebau:
Gebäude:

Die bestehende zeilenartige Bebauung des Vilbeler Weges wird hinsichtlich ihrer Gestaltungsmerkmale aufgegriffen. Das Projekt besteht aus zwei 2-geschossigen Baukörpern mit ausgebauten Dachgeschossen. Durch ein quergestelltes Gebäude wird die Häuserzeile abgeschlossen.

Alle Wohnungen werden vom Gartenhof aus erschlossen. Die Gemeinschaftsräume liegen im Schnittpunkt der beiden Häuser und bilden so die Grenze zwischen öffentlichem Straßenraum und halböffentlichem Wohnbereich. Die erforderlichen zwölf Stellplätze wurden entlang des Vilbeler Weges in der Vorgartenzone ebenerdig eingerichtet.

Einige Wohnungen sind als Maisonnettewohnungen ausgebildet. Alle Wohnungen besitzen einen privaten Freibereich in Form einer Terrasse oder eines Balkons. Der Gemeinschaftsraum ist unterteilbar, multifunktional nutzbar und sowohl vom Gartenhof als auch von der Straße aus zu betreten.

Außenanlagen:

Ein ruhiger Gartenhof, der Zentrum der Wohnanlage und zugleich Kinderspielplatz, zentraler Treffpunkt sowie Aufenthaltsbereich ist.

Chronik

1991: Stadtverordnetenbeschluss „Darmstadt auf dem Weg zu einer frauengerechten Stadt“

1995: Auslobung des Realisierungswettbewerbs durch die HEGEMAG

1997: Baubeginn

1998: Fertigstellung

Umsetzung feministischer Planungskonzepte im Projekt

• Schaffung von Wohnraum, der die Vereinbarung von Beruf und Familienarbeit unterstützt als Modell

• Wettbewerbsjury ausschließlich mit Frauen besetzt

• Partizipation der Nutzerinnen schon im Wettbewerbsverfahren

• gegenseitige Hilfe und Unterstützung

• Schalträume im 1. Obergeschoss

• Multifunktionalität der Wohnräume, Enthierarchisierung der Grundrisse

• Wohnküche als zentraler Raum der Wohnung, von der aus die Wohnung einsehbar ist

• WC separat (vorwiegend bei den größeren Wohnungen)

• Blickbeziehungen aus den Wohnungen zum Gartenhof, der als Spielfläche für Kinder dient

• zonierte Freibereiche (geschützter kommunikativer Innenbereich, öffentlicher Außenbereich)

• Treffpunkte in Treppenhäusern, im Gemeinschaftsraum und im Gartenhof

• zentrale Abstellräume für Kinderwagen und Fahrräder

• vielseitig nutzbarer Gemeinschaftsraum

• sichere Gestaltung und ebenerdige Anordnung der Stellplätze

Quellen:

Buxbaum, Ramona/Karle, Peter (1997): Frauengerechtes Bauen und Wohnen in Darmstadt – Wettbewerb 1995. Darmstadt

HEGEMAG (Hg.) (o. J.): Realisierungswettbewerb Frauengerechtes Bauen und Wohnen, Darmstadt Vilbeler Weg – Ergebnisse des Wettbewerbs. Darmstadt

Hessisches Ministerium für Wirtschaft, Verkehr und Landesentwicklung (Hg.) (1996): Dokumentation Hessische Projekte zum Bauen und Wohnen aus Frauensicht, Projekttagung am 11. Juli 1996 im Landeshaus Wiesbaden. Wiesbaden