Frauengerechtes Wohnen Quettinger Feld

Projekttyp:

Frauengerechter Wohnungsbau

Standort:

Leverkusen

Projektierungsbeginn:

1991

Fertigstellung/ Erstbezug

1996

Kontakt:

simone.fey-hoffmann[at]stadt.leverkusen.de

doris.dahl[at]stadt-leverkusen.de

Schwerpunkte:

Projekt mit beispielhaften Lösungen für die Wohnbedürfnisse von Frauen, mit der Möglichkeit der Zusammenlegung von Wohnberechtigungsscheinen

Gebäudeansicht (Quelle: MfBW NRW, 1997)
Grundrissausschnitt mit Schalträumen (Quelle: MfFJWS SH, 1997)
Projektbeteiligte:
Initiatorin:

Frauenbüro der Stadt Leverkusen

Eigentum:

Wohnungsgesellschaft Leverkusen GmbH (WGL)

Architektur:

Planungsgruppe WohnStadt, Ursula Komes, Detlef Bock, Aachen

Umfang:
Projektumfang:

Sozialer Mietwohnungsneubau mit einer Wohnfläche von insgesamt 3.212 m² auf einem Grundstück von 7.400 m². Größe.

Wohnungen:

Das Projekt umfasst 62 Wohneinheiten für ein bis fünf Personen und 46 m² bis 85 m².

Gemeinschaftsflächen:

Ein Gemeinschaftsraum mit 46 m² und ein Gästezimmer mit 19 m².

Kosten/Mieten:

Anfangsmiete (1996): 9,00 DM bzw. 12,22 DM pro m² Wohnfläche (Nettokaltmiete).

Finanzierung:

Gefördert im 1. und 2. Förderungsweg des Sozialen Wohnungsbaus.

Ziele/Motivation:
Zielgruppen:

Allein erziehende Frauen (und Männer) und Wohnungssuchende mit Wohnberechtigungsschein. Erstmalig für Leverkusen wurde eine Zusammenlegung von Wohnberechtigungsscheinen ermöglicht, d. h. Zusammenwohnen zweier Alleinerziehender mit ihren Kindern.

Zielsetzungen:

Anliegen des Wohnungsbauvorhabens war es, Lösungen für die Erstellung von Wohnungen, ihre Zuordnung und Organisation innerhalb des Wohngebäudes sowie die Gestaltung des unmittelbaren Wohnumfeldes zu entwickeln und zu realisieren, die in beispielhafter Weise den Wohnbedürfnissen von Frauen Rechnung tragen. Das Projekt soll als Beitrag des Frauenbüros zur Diskussion um zukunftsweisende Wohnformen verstanden werden. Es sollten möglichst flexible, an unterschiedlichen Wohnbedürfnissen ausgerichtete Wohnungen mit unterschiedlicher Nutzbarkeit im sozialen Wohnungsbau entstehen. Gefordert wurde eine Architektur, die von ihren NutzerInnen keine räumlich fixierten Rollenfestlegungen verlangt.

Die Federführung des Projektes lag beim Frauenbüro, um aus frauenspezifischer Sicht ergebnisorientierte Vorgaben zu gewährleisten und dadurch zielgerichtet Inhalte steuern zu können.

Partizipation der NutzerInnen

Es wurden 14-tägigeTreffen mit den zukünftigen Mieterinnen und Mietern organisiert, deren Entscheidungsfreiheit mögliche Änderungen der Grundrissaufteilung, der Fußbodenbeläge, des Nutzungskonzepts und der Ausstattung der Gemeinschaftseinrichtung, der Gestaltung der Außenanlage sowie die Wahl der eigenen Wohnung im Wohnkomplex umfassten. Eine Grundrissalternative wurde von den Mieterinnen und Mietern selbst entwickelt.

Architektur/Städtebau:
Lage:

Das gesamte Baugebiet Quettinger Feld nimmt eine Fläche von ca. 38.000 m² ein, der Projektbereich umfasst ca. 7.400 m². Das Plangebiet liegt östlich des Ortszentrums von Leverkusen-Opladen. Etwa 650 m nördlich sowie 500 m östlich sind wohnbereichsbezogene Einzelhandelsnutzungen zu finden. Kindergärten, Horte und eine Grundschule liegen unmittelbar östlich des Baugebietes, es besteht jedoch noch weiterer Bedarf.

Die Wohnungsgesellschaft errichtete auf dem Gelände einen Kindergarten, der an die Stadt vermietet worden ist. Naherholungsmöglichkeiten sind durch den südlich angrenzenden Grüngürtel gegeben. Das Wohngebiet ist durch Busse mit dem Stadtzentrum sowie mit weiteren Stadtteilen verbunden.

Gebäude:

Die beiden 3-geschossigen, L-förmigen Baukörper sind gegenüberliegend angeordnet. Über eine innenliegende Treppe werden zwei übereinanderliegende Wohnungen mit jeweils einem eigenen Eingang miteinander verbunden. Alle Wohnungen verfügen über Balkone oder Terrassen.

Außenanlagen:

Durch die Zuordnung der Gebäude wird einerseits eine klare Abgrenzung nach außen und andererseits ein den Wohnbereichen zugeordneter Innenbereich hergestellt. Durch großzügige Eingänge wird der Hof nach außen hin geöffnet. Den Durchgängen werden Funktionen wie z. B. Spielbereich, Fahrradschuppen, Erschließungsaufgänge zugeordnet. Kindergarten und Gemeinschaftsgrün befinden sich im Hofbereich.

Chronik

1991: Fachöffentliche Tagung zum Thema „Frauengerechte Stadt- und Wohnungsplanung Leverkusen“ gibt Anstoß zur Projektrealisierung

1993: Planungsphase: drei ganztägige Workshops mit vier Architekturbüros (Architektinnen in leitender Position), VertreterInnen von Stadt, Bauministerium NRW, Bauträgern, Frauenbüro, Jury

1995: Baubeginn; Beteiligungsverfahren mit den zukünftigen Mieterinnen und Mietern

1996: Fertigstellung

Umsetzung feministischer Planungskonzepte im Projekt

• Modellprojekt für das Wohnen mit Kindern – Aufweichung der Vergabevorschriften

• Beteiligungsverfahren bezüglich Grundrissgestaltung und Ausstattung

• Zugang zu kostengünstigem Wohnraum für Bezieherinnen niedriger Einkommen

• Veränderbarkeit der Wohnungen durch Schalträume

• zweigeschossige Wohnungen mit zwei Eingängen für Großfamilien, Drei-Generationen-Wohnen oder für Wohngemeinschaft von Alleinerziehenden

• teilweise annähernd gleich große Räume

• transparente Zuordnung von Küche und Gemeinschaftsbereich (Glastür)

• Kommunikative halböffentliche (Erschließungs- und Grün-)Flächen

• gut zugängliche Abstellflächen für Fahrräder und Kinderwagen

• Verzicht auf Tiefgaragen, Vermeidung von „Angsträumen“

• Nähe zu Kindereinrichtungen, zu Versorgungseinrichtungen und zum ÖPNV

Quellen:

Boljahn, Urte (1995): Bauen und Wohnen aus Frauensicht – Alternativen im sozialen Wohnungsbau. Niedersächsisches Frauenministerium (Hg.), Hannover, S. 28-29

Ministerium für Bauen und Wohnen des Landes Nordrhein-Westfalen (1997): Frauen bauen. Düsseldorf

Ministerium für Frauen, Jugend, Wohnungs- und Städtebau des Landes Schleswig-Holstein (Hg.) (1997): Nutzungsoffene Grundrisse im sozialen Wohnungsbau. Kiel, S. 28-29, S. 36

Stadt Leverkusen, Frauenbüro (Hg.) (o. J.): Frauengerechtes Wohnen Quettinger Feld, Wohnungspolitik aus weiblicher Sicht – Dokumentation eines innovativen Planungsverfahrens. Leverkusen