Generationenübergreifendes Wohnen von Frauen und Familien
Frauengerechter Wohnungsbau
Kiel
1992
1995
WOBAU Schleswig-Holstein
Tel 040/72 91 98 48
Modellprojekt, das insbesondere die Lebensbedingungen von Frauen berücksichtigen sollte, mit Elementen der Selbstverwaltung
Ausgezeichnet als kostengünstiger Wohnungsbau.
Gisela Böhrk, Ministerin für Frauen, Bildung, Weiterbildung und Sport, Schleswig-Holstein
WOBAU Schleswig-Holstein, Wohnungs- und Städtebaugesellschaft mbH
Frau Redtwitz, WOBAU Schleswig-Holstein, Kiel
Ministerium für Arbeit und Soziales, Jugend; Frauenministerium; Innenministerium; Frauenbeauftragte der Landeshauptstadt Kiel; Arbeitsgemeinschaft für zeitgemäßes Bauen e. V., Kiel
Sozialer Mietwohnungsneubau auf einem Grundstück von 4.700 m² Fläche; die Gesamtwohnfläche beträgt 2.540 m².
Gebaut wurden 42 Wohneinheiten für ein bis fünf Personen mit 45 m² bis 85 m². Sechs Wohnungen sind altengerechte 1- bis 2-Personen-Wohnungen, 13 Wohneinheiten sind mit zwei und drei Zimmern für Alleinerziehende geplant.
Als Gemeinschaftseinrichtung dient ein freistehender Pavillon mit ca. 110 m² Nutzfläche.
Gesamtkosten: 8,5 Mio. DM, Gesamtbaukosten ohne Grundstück:
2.788 DM pro m² Wohnfläche.
Anfangsmiete (1995): 8,80 DM pro m² Wohnfläche (Nettokaltmiete).
Gefördert mit Mitteln des Sozialen Wohnungsbaus,1. Förderungsweg, sowie einer Ergänzungsförderung von 1,50 DM pro m² Wohnfläche Aufwendungszuschuss der Stadt Kiel (für 6 Jahre). Zuwendung des Landes Schleswig-Holstein für den Pavillon: 60.000 DM.
Alleinerziehende Frauen, ältere Frauen und Familien.
Ziel war die Schaffung einer Wohnanlage, die insbesondere die Lebenssituation von Frauen und deren Bedürfnisse berücksichtigt; es soll ein Beitrag zum frauen- und familiengerechten Wohnen im Sozialen Wohnungsbau geleistet werden.
Die Wohnanlage sollte nicht isoliert stehen, sondern in ein bestehendes Wohngebiet integriert werden. Eine wichtige Rolle spielt die Förderung der Kommunikation der BewohnerInnen untereinander. Die Konzeption zielt auf eine Selbstverwaltung und -organisation der Bewohnerinnen und Bewohner ab, die einen caritativen Träger ersetzen sollen. Anstehende Probleme, wie z. B. bei Kinderbetreuung, Verwaltung und Organisation, sollen von den BewohnerInnen selbstständig bewältigt werden. Ziel des Modells ist es außerdem, zu zeigen, dass im öffentlich geförderten Wohnungsbau mit verhältnismäßig geringem Aufwand und geringen Abweichungen von der Norm eine hohe Wohnqualität für alle Personengruppen erreicht werden kann.
Bereits während der Planungsphase haben MitarbeiterInnen aus den Ministerien, der Stadt Kiel und der WOBAU Schleswig-Holstein in einem Arbeitskreis zusammengearbeitet. Ferner fanden Abstimmungsgespräche mit der „Arbeitsgemeinschaft für zeitgemäßes Bauen“ sowie der Investitionsbank Schleswig-Holstein bezüglich der geplanten Abweichungen von den technischen Förderungsrichtlinien statt.
Den InteressentInnen wurde das Konzept des Modellvorhabens frühzeitig vorgestellt. Der Wille und die Bereitschaft, sich an der Gemeinschaft zu beteiligen, waren ein wichtiges Kriterium bei der Auswahl der MieterInnen.
Die Interessentinnen wählten bereits vor dem Bezug der Wohnungen Vertreterinnen, um die Grundlagen für eine Selbstverwaltung zu schaffen.
Das Grundstück befindet sich in einem Neubaugebiet in Kiel-Mettenhof. Es bestehen gute ÖPNV-Verbindungen zur Innenstadt; sämtliche Infrastruktureinrichtungen sind in der Nähe zu finden.
Weitere 192 Mietwohnungen sowie eine Kindertagesstätte mit 100 Plätzen befinden sich in unmittelbarer Nähe. In Zusammenarbeit mit der AWO wurde das „Servicehaus 2000“ errichtet, von dem aus auch ältere Menschen, die in der Umgebung wohnen, betreut werden können.
Die 42 Wohneinheiten sind auf vier 3-geschossige Häuser verteilt, die U-förmig angeordnet sind und einen von der Straße abgewandten Innenhof ausbilden, der durch eine geschlossene Eingangshalle betreten werden kann.
Auf jedem Geschoss befinden sich Wohnungen für Familien, Alleinerziehende und ältere Menschen, um die generationenübergreifenden Kontakte zu fördern. Die Wohnungen für Familien und Alleinerziehende sind zum Innenhof hin orientiert, um Blick- und Rufkontakt zu den spielenden Kindern zu ermöglichen.
Die Wohnungen für ältere Menschen sind entgegengesetzt orientiert und kommen damit dem Ruhebedürfnis älterer Menschen entgegen. Die Wohneinheiten verfügen über unterschiedliche Grundrisse für die unterschiedlichen NutzerInnengruppen, wobei die Wohnflächenobergrenzen des Sozialen Wohnungsbaus bis auf geringe Abweichungen bei den Wohnungen für Familien eingehalten wurden.
Der Hof dient als Erschließungszone für alle Häuser und ist somit zentraler Treff- und Anlaufpunkt für die BewohnerInnen.
1992-1993: Erarbeitung der Planungsziele und Lösungsvorschläge
1995: Fertigstellung
• Planung durch eine Architektin mit begrenzter Beteiligung der Bewohnerinnen
• Selbstverwaltung
• Konzept des generationenübergreifenden Wohnens
• differenzierte Ausrichtung der Wohnungen nach BewohnerInnengruppen (alte Frauen, Frauen mit Kindern)
• zentraler Raum, der die Funktionen Essen, Kochen, Wohnen und Kinderbetreuung vereint
• große, teilbare Kinderzimmer
• Küchenbereiche zum Hof orientiert, damit besteht Blick- und Rufkontakt zu den spielenden Kindern
• hell belichtete Treppenhäuser, Flure und Durchgänge
• ebenerdige Abstellmöglichkeiten für Kinderwagen, Fahrräder
• Spielplatz und Sitzgelegenheiten im geschützt liegenden Hofbereich
• Nähe zu Kinder- und Alteneinrichtungen, zu Versorgungseinrichtungen und zu öffentlichen Verkehrsmitteln