Wohnen mit Kindern
Frauengerechter Wohnungsbau
Dortmund
1989
1994
womiki[at]architat.de
Vorstand: Dipl.-Ing. Wilfried Roder-Humpert
Selbstinitiiertes Eigentumsprojekt einer Baugruppe
Verein Wohnen mit Kindern e. V., Baugruppe Dortmund
Einzeleigentum der BewohnerInnen, GbR für Gemeinschaftsflächen
Bauträgerin
GbR der Baufamilien
Dipl. Ing. Gisela Humpert, Dipl. Ing. Wilfried Roder, Dortmund für Lageplan, 5 Reihenhäuser sowie die Gemeinschaftsanlagen einschließlich Gemeinschaftshaus; arcus (Bochum) für 4 Reihenhäuser
Neubau von neun Reihenhäusern in zwei Gruppen auf einem 4.500 m² großen Grundstück.
Die Häuser haben Wohnflächen von 130 m² bis 160 m².
Ein variabel nutzbares Gemeinschaftshaus von 60 m² mit Teeküche. 1.000 m² der Gesamtfläche sind Gemeinschaftsflächen für Innenhof, Fahrradhaus, Stellplätze, Garagen und gemeinsames Grün.
Die reinen Baukosten lagen bei 2.500 DM bis 2.700 DM je m² Wohnfläche.
Das Grundstück hat eine GbR der Baufamilien von der Evangelischen Kirche in Erbpacht erworben. Die Wohnhäuser und privaten Freiflächen wurden als Eigentum erworben. Dazu haben die Baufamilien im Schnitt 1.000 Arbeitstunden in Selbsthilfe investiert.
Die Gemeinschaftsflächen (Wege, Stellplätze, Grün, Gemeinschaftsraum) verblieben bei der GbR und werden von dieser auch bewirtschaftet. Jede Familie brachte dafür 100 m² Grundstücksfläche und 25.000 DM Kostenanteil ein.
Familien mit Kindern, die ein anderes Selbstverständnis vom Wohnen mit Kindern erproben wollen
Neun Familien mit 21 Kindern waren zur Zeit der Planung beteiligt. Alle Frauen sind (überwiegend teilzeit-)berufstätig, in einigen Familien sind die Männer verbindlich an der Kinderbetreuung beteiligt.
Verwirklichung der vom Verein „Wohnen mit Kindern e. V.“ (Bundesverband) entwickelten Konzepte, die neue Qualitäten im Zusammenleben mit Kindern ermöglichen, traditionelle Rollen aufbrechen und die Bedürfnisse verschiedener Generationen in Grundrissorganisation, Wohnumfeld und sozialem Leben berücksichtigen. Die Gebäude sollen die Wandlungen in der Familie berücksichtigen/mitmachen und gegenseitige Störungen der Generationen ausschließen.
Nach intensiven Phasen der Gruppenbildung hat die Gemeinschaft eine vertrauensvolle Basis für ein Leben miteinander und nebeneinander – je nach Bedarf – gefunden und ein vielfältiges Hilfesystem entwickelt.
Das Projekt wird, als beispielgebend, oft von anderen Gruppen mit ähnlichen Zielen aufgesucht.
Für das Projekt haben sich die Baufamilien zu einer GbR zusammengeschlossen. Der Lageplan wurde in der Gruppe abgestimmt. Auf Basis eines übergeordneten Konzeptes der Bauleitplanung einerseits und der Vereinskriterien andererseits wurden die Wohnhäuser individuell mit den künftigen BewohnerInnen entwickelt.
Das Grundstück liegt in Dortmund-Hacheney, einem gut erschlossenen, baulich sehr heterogenen Stadtteil im Süden. Die U-Bahn-Station ist 1 Minute entfernt, zusätzlich gibt es einen Bus. Hinter dem Grundstück schließt sich freie Natur mit einem kleinen Waldgebiet an und der Romberg-Park ist in wenigen Minuten zu Fuß zu erreichen.
Die 2- bis 2,5-geschossigen Massivbauten mit Satteldach (drei Gebäude unterkellert) sind individuell aufgeteilt und bei großen Wohneinheiten wurde eine spätere Teilungsmöglichkeit vorgesehen (Einheiten von 70 m² bis 160 m²), bei einigen Häusern wurden Einliegerwohnungen (für spätere Aufnahme von Eltern/Großeltern) eingeplant. In den Häusern ist der Allraum (Wohnküche) der zentrale Lebensbereich – ein Raum im EG kann für eine „gute Stube“ oder auch als Arbeits- oder Ruheraum genutzt werden. Der ebenerdige Zugang erlaubt einen Blickkontakt zum Spielbereich, aber auch, zusammen mit großzügigen Sanitär- und Flurbereichen, einen behindertengerechten Ausbau.
Die beiden, zu einem Kreissegment angeordneten Reihenhausteile bilden einen gemeinschaftlichen (autofreien) Hof, der zusammen mit den Gemeinschaftsanlagen die Wohngebäude gegen die zeitweise stark befahrene Straße abschirmt. Mit den straßenabgewandten Wohnbereichen öffnen sie sich zur Sonne (passive Solarenergiegewinnung) und haben hier auch ihre privaten Freibereiche.
Die Häuser sind überwiegend aus ökologisch/baubiologisch unbedenklichen Werkstoffen errichtet, insbesondere im Innenausbau. Als weitere ökologische Maßnahme wird das Regenwasser genutzt.
1989: Kurs in der Familienbildungsstätte, der von einer im Bundesverband Moers aktiven Architektin geleitet wurde, mit der anfänglichen Motivation, Lösungen für die individuelle Wohnsituation zu finden
Kontakte zu InteressentInnen entstehen durch das Kinderbüro der Stadt Dortmund, durch Veranstaltungen in Familienbildungsstätten, Seminare, Workshops und Kontakte zur örtlichen Presse
1992: Beginn der Planung
Februar 1993: Grundsteinlegung und Baubeginn, zunächst des Gemeinschaftshauses
Anfang 1994: Einzug
• Schaffung von Wohnraum unter besonderer Berücksichtigung von Kindern
• Selbstinitiierung und Selbstverwaltung
• Gegenseitige Hilfe und Unterstützung
• Multiplikatorfunktion des Projekts
• Gemeinschaftsräume und -flächen
• Trennung von privaten und öffentlichen (Frei)Bereichen
• vielfältige Wohnungszuschnitte und -größen (durch Teilbarkeit)
• Allraum/Wohnküche
Roder-Humpert Architekten (1999): Wohnen mit Kindern. Broschüre
Wohnen mit Kindern e.V., Website: www.wohnen-mit-kindern.de/dortmund/index.html (Zugriff November 2007)