Beginenhof Unna

Projekttyp:

Beginen

Standort:

Unna

Projektierungsbeginn:

2002

Fertigstellung/ Erstbezug

2006

Kontakt:

josefa.redzepi[at]stadt-unna.de

sibille.heimann[at]stadt-unna.de

Schwerpunkte:

Von der kommunalen Gleichstellungsbeauftragten initiiertes altersgemischtes Projekt

Südseite mit vorgelagertem Garten
Die im Winkel angeordneten Gebäude bilden einen Hof
Kleinwohnungen zum Durchwohnen (Plan: Wolfgang Brügge, Unna)
Staffelgeschoss - alle Wohnungen sind barrierefrei erreichbar (Plan: Wolfgang Brügge, Unna)
Projektbeteiligte:
Initiatorin:

Josefa Redzepi, Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Unna

Eigentum:

Privater Investor (Jens Baldauf, Inhaber der Fa. Wolf, Bauunternehmung, Unna)

Architektur:

Wolfgang Brügge, Unna

Projektentwicklung:

Dipl. Ing. Birgit Pohlmann-Rohr, Büro für Moderation und Entwicklung von gemeinschaftlichen Wohnprojekten, Dortmund, Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Unna und eine Mitarbeiterin des Bauordnungsamtes

Sonstige Beteiligte:

Beginen-Kultur Unna e. V. (Bewohnerinnenverein)

Umfang:
Projektumfang:

Neubau auf einem ca. 1.200 m² großen Grundstück

Wohnungen:

18 Mietwohnungen von 52 m² bis 80 m² (fünf WE à 52 m², sechs WE à

60 m², zwei WE à 65 m², drei WE à 77 m², zwei WE à 80 m²)

Gemeinschaftsflächen:

Eine Gemeinschaftswohnung mit 65 m² auf einem im Eigentum des Investors befindlichen Grundstück

Kosten/Mieten:

Miete der frei finanzierten Wohnungen: 7 € kalt, Anfangsmiete (2006) der Typ A-geförderten Wohnungen: 4,30 € Kaltmiete, der Typ B-geförderten Wohnungen: 5,40 € Kaltmiete.

Finanzierung:

Zwei Wohnungen sind frei finanziert.

16 Wohnungen sind im Rahmen der Sozialen Wohnraumförderung gefördert, darunter 14 Wohnungen nach Förderungs-Typ A und eine Wohnung sowie die Gemeinschaftswohnung nach Förderungstyp B.

Die fachliche Begleitung durch die Moderatorin wurde von der Gruppe mit Unterstützung der Gleichstellungsbeauftragten finanziert.

Ziele/Motivation:
Zielgruppen:

Frauen, die die Idee eines Beginenhofs in Unna umsetzten wollen, Frauen jeden Alters und drei bis vier allein erziehende Mütter. Vermietet wird nur an Mitglieder des Vereins Beginenkultur Unna e. V.

BewohnerInnenstruktur:

Die 18 Erstbewohnerinnen sind zwischen 36 und 75 Jahre alt. Fünf Frauen sind Alleinerziehende mit insgesamt neun Kindern im Alter von 2 bis 15 Jahren.

Vier aktive „Außenbeginen“ im Alter von 51 bis 54 Jahren halten engen Kontakt mit den Bewohnerinnen.

Zielsetzungen:

Gemeinschaftliches Wohn- und Lebenskonzept, bezahlbar für Frauen mit geringem Einkommen, barrierefrei, in unterschiedlicher Größe für Alleinlebende und Frauen mit Kindern.

Eigenständiges Leben in selbst gewählter Nachbarschaft, Verantwortung füreinander ohne lebenslange Pflichten.

Arbeit im Sinne von Arbeit an und mit der Gemeinschaft.

Partizipation:

Die Gruppe entwickelte das Projekt gemeinsam unter fachlicher Begleitung einer Moderatorin. Wünsche der „Baugruppe“ hat der vom Investor beauftragte Architekt in den Erstentwurf eingearbeitet.

Die Beteiligung der Frauen wird in einer Kooperationsvereinbarung zwischen dem Förderverein Beginenkultur Unna e. V. und dem Investor festgehalten. Sie erstreckt sich auf folgende Bereiche:

• Möglichkeit der Zusammenlegung von Küche und Wohnraum

• Wahlmöglichkeiten bei der Ausstattung bzw. Fliesen, Sanitärausstattung, Elektroausstattung, Fußbodenbelag, Wandanstrich. Mehrkosten gegenüber festgelegten Standards müssen von den Mieterinnen getragen werden.

• Mitspracherechte bei der Gestaltung der Gemeinschaftswohnung sowie der gemeinschaftlichen Freiflächen.

• Vorschlagsrecht für die Belegung der Wohnungen.

Architektur/Städtebau:
Lage:

Das Grundstück liegt an einer ruhigen, kleinen Straße in der östlichen Innenstadt Unnas. Die Fußgängerzone ist wenige Gehminuten entfernt, ebenso Bahnhof und Busbahnhof.

Gebäude:

Das Projekt besteht aus zwei im rechten Winkel liegenden Gebäudeteilen in Schottenbauweise, dreigeschossig plus Dachgeschoss (Satteldach).

Alle Wohnungen sind barrierefrei über einen Aufzug und zum Hof ausgerichtete Laubengänge erreichbar und haben Balkon oder Terrasse mit kleinen Gärten nach Süden bzw. Westen (zu einer Anliegerstraße).

Die Wohnungen haben Wohnräume mit offenen Küchen, die so angeordnet sind, dass sie ggf. abgetrennt werden könnten, jedoch haben nur wenige die Möglichkeit eines separaten Zugangs vom Flur. Alle Bäder sind natürlich belichtet. Die lichten Türbreiten sind weitgehend an den Erfordernissen für Rollstuhlfahrerinnen ausgerichtet.

Im Tiefgeschoss befinden sich Keller- und Waschräume sowie Einstellplätze. Eine Gemeinschaftswohnung mit Terrasse für gemeinsame Veranstaltungen und die Möglichkeit der Unterbringung von Gästen ist im EG untergebracht.

Außenanlagen:

Ein Garten schirmt nach Süden mit einem schmalen Streifen die EG-Wohnungen mit ihren privaten Terrassen zur Nachbarbebauung ab. Im Hof, der durch die L-Form des Gebäudes gebildet wird, entstand eine Gemeinschaftsfläche mit großer Terrasse - die jedoch, da zur Straße hin offen, wenig geschützt ist.

Chronik

Frühjahr 2002: Veranstaltungen zum Thema „Beginenhof“ im „Frauensalon Unna“

Frühjahr 2003: zweite Veranstaltung zum Thema

April 2004: Informationsveranstaltung mit Dipl. Ing. Birgit Pohlmann-Rohr, die zur Bildung einer „Baugruppe“ von sieben Frauen führt. Die Gruppe trifft sich unter Moderation der Projektentwicklerin zunächst einmal im Monat. Die Treffen werden von der Gleichstellungsbeauftragten organisiert und (auch finanziell) unterstützt

Ab November 2004: monatlicher „Stammtisch“ zum Kennenlernen

2004-2005: Die Gruppe besichtigt Grundstücke und knüpft Kontakte zur kommunalen Wohnungsgesellschaft und zu potentiellen Investoren. Ein Architekt aus Unna vermittelt den Kontakt zu einer Baufirma

Juli 2005: Vorlage eines Erstentwurfs

August 2005: Beantragung der Mittel für die Sozialwohnungen

Herbst 2005: Abschluss der Grundstücksverhandlungen

Ende 2005: Bewilligung der Sozialwohnungsbaumittel

März 2006: erster Spatenstich

Dezember 2006: Bezug der Wohnungen

Umsetzung feministischer Planungskonzepte im Projekt

• Schaffung bezahlbaren Wohnraums für Frauen

• Partizipation

• Konzept zur gegenseitigen Unterstützung

• Barrierefreiheit

• Gemeinschaftswohnung

• Gemeinsame Pflege des Außenraums

• Gute Infrastruktur- und ÖPNV-Anbindung

Quellen:

Beginen Unna (o. J.): Flyer