Wohnprojekt Müggelhof

Projekttyp:

Autonome Frauenwohnprojekte

Standort:

Berlin

Projektierungsbeginn:

2008

Fertigstellung/ Erstbezug

2011

Kontakt:

info[at]beginenwerk.de

www.beginenwerk.de

Schwerpunkte:

Selbstinitiiertes altersgemischtes Eigentumsprojekt nach dem Vorbild des Frauenwohnprojekts in Kreuzberg (Frauenwohnen im 21. Jahrhundert)

Projektbeteiligte:
Initiatorin:

Jutta Kämper

Eigentum:

selbstnutzende oder vermietende Wohnungskäuferinnen

Architektur:

Stefanie Ruhe, Architektin

Projektentwicklung:

Jutta Kämper, Beginenwerk e. V. (Projektentwicklung)

Umfang:
Projektumfang:

Innerstädtischer Wohnungsneubau bestehend aus 2 siebengeschossigen Gebäuden mit Innenhof auf einem 1100 m² großen Grundstück.

Wohnungen:

25 Wohneinheiten, davon 1 WE mit 55 m², 15 WE mit. 64 bis 66 m², 3 WE mit 71bis 75 m², 2 WE mit 80 bis 84 m² , 2 WE  mit ca. 100 m², je 1 WE mit 109 m² bzw. 115 m².

Gemeinschaftsflächen:

Ein Gemeinschaftsraum mit Küche und Nebenflächen, mit insgesamt ca. 60 m² zuzüglich großer Terrasse, ein Gästeappartement mit 23 m², sowie ein Gemeinschaftsgarten im Innenbereich zwischen den Gebäuden.

Kosten/Mieten:

Der durchschnittliche Kaufpreis beträgt 2 625 € pro m² Wohnfläche, wobei die Preise der einzelnen Etagen differieren (die oberen Etagen sind teurer, die unteren billiger. Die anteiligen Kosten der Gemeinschaftsräume sind in dem Preis enthalten. Die Betriebskosten für die Gemeinschaftsflächen (Strom, Heizung, Wasser) werden gleichmäßig auf die Wohnungen verteilt.

Finanzierung:

Das Projekt wird von einem Bauträger auf eigenes finanzielles Risiko errichtet. Der Bauträger hat sich verpflichtet, die  Wohnungen zu einem garantierten Festpreis nur an Frauen der Gemeinschaft zu verkaufen. Die Käuferinnen müssen für eine reservierte Wohnung eine Kaution hinterlegen, die bei  Abschluss des Kaufvertrages oder bei Nichtzustandekommen des Projektes ohne Abzüge zurückgezahlt wird. Diese Kaution dient der internen Absicherung der Gemeinschaft.

Ziele/Motivation:
Zielgruppen:

Wir wenden uns an Frauen, die innerhalb einer Hausgemeinschaft ihre eigene Wohnung kaufen, bewohnen oder an eine Frau vermieten wollen. Eigentum in Frauenhand bedeutet Wohn- und Kostensicherheit und stellt die beste Altersvorsorge dar. Die Hausgemeinschaft umfasst Frauen jeden Alters, Berufs, Familienstands, jeder Konfession, sexueller Orientierung und Nationalität. Eigentümerin ist immer eine Frau. Jede bringt ihre Erfahrungen, ihre Wünsche, ihre Fähigkeiten und Interessen in die Hausgemeinschaft ein. Voraussetzung ist der Wunsch in einer selbstbestimmten Hausgemeinschaft leben zu wollen, verbunden mit der selbstverständlichen Freiheit, sich zurückziehen zu können. Käuferinnen können nur Frauen sein, mitwohnen können auch Männer.

BewohnerInnenstruktur:

 

Zielsetzungen:

Grundkonsens und Absicht ist der Wunsch, in Gemeinschaft zu leben, gefördert werden soll aber auch Wohneigentum in Frauenhand zum Aufbau eigenständiger finanzieller Sicherheit, besonders als Altersvorsorge.

Das Konzept für die erste Hausgemeinschaft – Frauenwohnen im 21. Jahrhundert –, Beginenhof am Erkelenzdamm, hat sich als überaus erfolgreich erwiesen. Die positiven Erfahrungen bilden eine gute Grundlage für das geplante Schwesterprojekt.

Tolerant und vielfältig
Der Müggelhof sieht sich in der Tradition von unabhängigen und selbstbestimmten Zusammenschlüssen von Frauen. Im Namen schwingt die Erinnerung an die historischen Beginenhöfe mit.

Eigentum mal anders
Im Müggelhof wohnen Frauen gemeinschaftlich und individuell zugleich. Die meisten Wohnungen sind eher klein, in den größeren Wohnungen ist Platz für mehrere Personen. Alle Wohnungen werden als Eigentum von Frauen individuell erworben. In ihren vier Wänden lebt jede wie und mit wem sie will. Das gemeinsame Eigentum aller Bewohnerinnen besteht aus einem Gemeinschaftsraum mit Küche und WC, einer Gästewohnung und einem Gemeinschaftsgarten.

Frei – doch nicht allein
Jede Mitbewohnerin des Müggelhofes lebt selbstbestimmt und eigenverantwortlich. Zu unserer Idee vom Zusammenwohnen gehört das Interesse am Gelingen von Gemeinschaft und der Wunsch, dabei mitzuwirken – immer auf der Basis von Freiwilligkeit, doch durchaus in Anerkennung der Balance gegenseitigen Geben und Nehmens.

Recht und Gesetz
Das Wohnprojekt ist in der Rechtsform einer Eigentümerinnenversammlung (EIV) verfasst. Hier werden Beschlüsse zu den Gebäuden, zur Verwaltung, zu Rechten und Pflichten der Mitbewohnerinnen u.ä. gemäß den gesetzlichen Vorgaben gefasst. Die Beauftragung einer Hausverwaltung ist gesetzlich vorgeschrieben, angestrebt wird jedoch, die Verwaltung so weit als möglich selbst zu übernehmen.

Ressourcen schonen
Alle Mitbewohnerinnen achten und pflegen das eigene und das gemeinschaftliche Eigentum. Dabei werden Prinzipien des sparsamen Wirtschaftens mit natürlichen und finanziellen Ressourcen beachtet. Die Verwaltung und Pflege des gemeinschaftlichen Eigentums erfolgt in Arbeitsgemeinschaften.

Partizipation:

Die Käuferinnen können weitgehend frei über die Grundrissgestaltung und Ausstattung entscheiden.

Innerhalb der einzelnen Wohnungen gibt es keine tragenden Wände, sie konnten deshalb nach Wunsch gesetzt werden. In einem Fall wurden 2 Wohnungen mittels eines Durchbruchs durch eine tragende Wand miteinander verbunden. Ausstattungen wie Fliesen, Bodenbeläge, Sanitärobjekte etc. konnten nach eigenem Geschmack und Geldbeutel gewählt werden.

Architektur/Städtebau:
Stadtplanung:

 

Lage:

Das Grundstück liegt ruhig und grün an einer kleinen Straße mitten in Friedrichshain. Es ist ein seit dem 2. Weltkrieg unbebautes Grundstück am Ende einer Sackgasse, die in einen kleinen, runden, gepflasterten Platz mündet, der mit Bänken ausgestattet, eine geruhsame Atmosphäre vermittelt. Der Müggeldschungel, ein kleiner, nett gestalteter Spielplatz, liegt unserem Grundstück schräg gegenüber.

Ringsumher gibt es kleine und größere Geschäfte, Restaurants, Ärzte, Kirchen, kulturelle Angebote, gemischt mit begrünten kleinen Parks, allem was städtisches Wohnen so angenehm macht.

Das reiche Kulturangebot Berlins ist nur wenige U - Bahnstationen entfernt zu erreichen, Kleinkunstbühnen, Galerien u.a. gibt es direkt im lebendigen Kiez, der Künstler aller Art anzieht.

Ein kleiner grüner Park zum Ausruhen und Treffen liegt direkt nebenan, eine S -Bahnstation entfernt ist das große Erholungsgebiet an der Spree Treptower Park/ Plänterwald zu erreichen.

Das Grundstück liegt ruhig am Ende einer Einbahnstraße im Bezirk Friedrichshain.

Friedrichshain ist Sanierungsgebiet, das heißt, es wird dort eine Menge getan: Häuser werden saniert, Straßenbäume gepflanzt, Grünanlagen neu gestaltet – kurz der Bezirk verändert sich, viele junge Leute und Familien ziehen dorthin, er entwickelt sich allmählich zum bevorzugten Wohngebiet.

Gebäude:

Die beiden 7-geschossigen Gebäude sind konsequent barrierefrei geplant, beide mit Aufzug. Die klaren kompakten Baukörper sind mit geschwungenen Fassaden einander zugewandt. Alle Wohnungen haben zum Hof hin Balkone oder Terrassen und große, bodentiefe Fenster, einige Räume sind über die gesamte Fassadenbreite verglast. Die Hälfte der Wohnungen im Vorderhaus hat zudem das in der Stadt sehr seltene Privileg, über eine dritte Fensterseite zu verfügen. Alle 13 Wohnungen des Gartenhauses öffnen sich zur Süd- und zur Westseite. Die Wohnungen sind in Größe und Aufteilung sehr unterschiedlich, alle mit 2-seitiger Belichtung, jedoch nur im Vorderhaus mit natürlich belichteten Bädern. Zu jeder Wohnung gehört ein Keller im Vorderhaus. Das Gartenhaus ist nicht unterkellert.

Der Gemeinschaftsraum mit Nebenräumen im Erdgeschoss des Vorderhauses hat eine Terrasse und eine geschwungene große Fensterfront, die im Vorbeigehen den BewohnerInnen Einblick in den Raum ermöglichen. Das Gästeapartment liegt im 5.Obergeschoss des Vorderhauses neben einer Wohnung von 109 qm.

Außenanlagen:

Die beiden Gebäude sind diagonal auf dem Grundstück angeordnet, so dass sich ein 230 m² großer geschützter Garten mit Südsonne ergibt.

Überdachte Unterstellmöglichkeiten für Fahrräder, Gartengerät und Mülltonnen stehen neben dem Hofeingang. Die drei Erdgeschosswohnungen haben jeweils einen kleinen Teil des Gartens zur privaten Nutzung.

Ökologie:

Die Energieeffizienz der Gebäude entspricht den KfW 70-Richtlinien. Eine hochwertige Wärmedämmung, der Einsatz einer Erdgas-Brennwerttechnik unterstützt durch Solaranlagen auf beiden Gebäuden sorgen für ein energieeffizientes Wohnen. Alle Wohnungen sind mit Fußbodenheizung ausgestattet. Das schont die Umwelt und spart gleichzeitig Kosten. Auto-Stellplätze wurden keine geschaffen (in Berlin gibt es keine Stellplatzpflicht mehr).

Chronik

1992: Gründung des Vereins BeginenWerk e. V.

1997: Initiative zur Gründung einer Stiftung BeginenWerk

1997: Entwicklung eines ersten Konzepts für ein Frauenwohnhaus.

2000–2007Bemühungen und Planung für ein erstes Frauenwohnhaus auf einem Grundstück in Berlin-Kreuzberg, das 2007 fertiggestellt wird (siehe „Frauenwohnen im 21. Jahrhundert).

2008: Grundstückssuche für das zweite Projekt

2009: erste Gruppenmitglieder, Vertrag mit Bauträger

Nov.2009: Baubeginn

Jan. 2011: Die ersten Bewohnerinnen ziehen ein

Umsetzung feministischer Planungskonzepte im Projekt
Weitere Projekte der Initiative:

Frauenwohnen im 21. Jahrhundert Berlin | 27

Quellen:

Berlo