Villa Magdalena K.

Projekttyp:

Autonome Frauenwohnprojekte

Standort:

Hamburg

Projektierungsbeginn:

1988

Fertigstellung/ Erstbezug

1993

Schwerpunkte:

Feministisches Frauen/Lesbenprojekt aus Hausbesetzung, Verbindung von Wohnen und Arbeiten

Ansicht mit Blick in die Wohnstraße
Ansicht mit Solaranlage
Kunst auf dem Dach
Blick in die Wohnstraße
1. Obergeschoss (Beata Huke-Schubert, Hamburg)
Projektbeteiligte:
Initiatorin:

Sechs (wohnungslose) Frauen aus künstlerischen und handwerklichen Berufen

Eigentum:

Freie und Hansestadt Hamburg; die Verwaltung wurde der Lawaetz GmbH übertragen

Architektur:

Beata Huke-Schubert (bis Herbst 1991), Elisabeth Birke (ab Herbst 1991), Hamburg

Sonstige Beteiligte:

Stattbau Hamburg GmbH (Baubetreuung)

Umfang:
Projektumfang:

Sanierung eines Altbaus mit 348 m² Wohnfläche sowie einer ehemaligen KFZ-Werkstatt. Das Gebäude stand mehrere Jahre leer und wurde kurzzeitig von rund 50 Frauen besetzt.

Kosten/Mieten:

Gesamtkosten: 970.000 DM (inklusive Eigenleistung).

Die Miete für die Überlassung des Gebäudes betrug bei Fertigstellung (1993) 2 DM je m² Wohnfläche monatlich. Dazu kommen noch die aus der Sanierung/Modernisierung resultierenden Belastungen, so dass die Gesamtbelastung der Nutzerinnen bei 12 DM je m² Wohnfläche im Monat lag.

Finanzierung:

Förderung durch das Hamburger „Alternative-Baubetreuer-Programm“ (ABB) in Höhen von 2.125 DM pro m² Wohnfläche. Da die förderungsfähige Wohnfläche in diesem Programm nur 33 m² pro Person betrug, musste bei einer Belegung mit 10 Bewohnerinnen die Sanierung von 18 m² Wohnfläche ausschließlich von den Nutzerinnen finanziert werden. Da zudem alle ökologischen Maßnahmen sowie ein Teil der Modernisierungsmaßnahmen im Rahmen des ABB-Programms nicht förderungsfähig waren, lag der von den Nutzerinnen aufzubringende Anteil an der Instandsetzung und Modernisierung deutlich über dem im ABB-Programm vorgesehenen Anteil von 15 %. Ebenfalls nicht förderfähig war die gewerbliche Fläche (Werkstatt).

Aus rechtlichen Gründen (das von dem Projekt genutzte Teilgrundstück hat keinen unmittelbaren Zugang zur Straße) war die ursprünglich angestrebte Überlassung des Grundstücks an den Verein Magdalena K. in Erbpacht nicht möglich, deshalb wurde zwischen dem Verein und der Verwalterin (Lawaetz GmbH) ein Nutzungsvertrag über10 Jahre mit einer Verlängerungsoption für jeweils weitere 5 Jahre abgeschlossen.

Eigenleistungen in Höhe von 20 % der Gesamtkosten (145.000 DM handwerkliche Selbsthilfe und 57.000 DM Eigenkapital).

Ziele/Motivation:
Zielgruppen:

Ausschließlich Frauen.

Zielsetzungen:

Ziel der Initiatorinnen war die Schaffung eines von Frauen selbstbestimmten Raumes, um eine alternative Lebensform zur traditionellen Kleinfamilie zu ermöglichen und der geschlechtsspezifischen Rollenverteilung und Ausgrenzung von Frauen in gemischten Wohn- und Arbeitsprojekten entgegenzuwirken. Darüber hinaus wurde der Vorbereitungs-, Planungs-, Entwurfs-, Arbeits- und Bauprozess als zentraler Aspekt bei der Entwicklung frauenspezifischer Wohn- und Lebensformen verstanden. Die Selbsthilfe diente also nicht nur der Kostenersparnis, sondern ist Teil des mit dem Wohnprojekt beabsichtigten emanzipatorischen Prozesses.

Partizipation:

Die künftigen Bewohnerinnen waren während der gesamten Planungs- und Realisierungsphase intensiv beteiligt und erbrachten einen hohen Anteil an Eigenleistungen bei den Sanierungsarbeiten.

Architektur/Städtebau:
Stadtplanung:

 

Lage:

Das Gebäude liegt mitten im Kiez (nahe der ehemaligen Frauenkneipe) und dennoch sehr ruhig in einer verkehrsberuhigten Straße.

Gebäude:

Der vorhandene Gebäudekomplex besteht aus einem 3-geschossigen Hauptgebäude mit einem 4-geschossigen Treppenhausturm aus dem Jahr 1894 und je einem 1- bzw. 2-geschossigen Anbau aus den Jahren 1922 und 1950.

Die ursprünglichen Grundrisse mit Raumgrößen von ca. 10 m² konnten zugunsten einer WG-tauglichen Struktur in Einzel- und Doppelzimmer aufgelöst werden. Die Möglichkeit zum Rückbau in Kleinwohnungen ist gewährleistet.

Ökologie:

Die Sanierung des Hauses erfolgte unter ökologischen Gesichtspunkten mit einer Solaranlage für Warmwasserversorgung sowie Regenwasser-, Brauchwasser-Trennung, Verwendung baubiologischer Baustoffe, Reduzierung von elektrischen Strömen, Dachbegrünung)

Chronik

1988: Eine Gruppe von Frauen bekundet Interesse an dem Haus

1989: Gründung des Vereins Magdalena K. e. V.

Besetzung der Villa Magdalena K. durch Studentinnen; Bezirksversammlung beschließt Überlassung; Abschluss eines Überlassungsvertrages zwischen der Lawaetz GmbH und der Stattbau Hamburg GmbH

1991-1993: Instandsetzung und Modernisierung

1993: Fertigstellung

Umsetzung feministischer Planungskonzepte im Projekt

• Schaffung von Wohnraum für Frauenwohngemeinschaften

• Bau- und Realisierungsprozess vorwiegend durch Fachfrauen und Helferinnen

• Verbindung von Wohnen und (handwerklich/künstlerischem) Arbeiten von Frauen

• Vernetzung mit den Nutzerinnen und Besucherinnen der Werkstatt sowie mit anderen Frauen- und Frauenwohnprojekten

• Selbstverwaltung/Beteiligung aller bei Entscheidungsprozessen

• große Gemeinschaftsküche als Begegnungsort

• Gemeinschaftsraum (Werkstatt)

• Sehr gute Infrastruktur und ÖPNV-Anbindung

Quellen:

Felten, Barbara/Nutz, Manuela (Hg) (1994): Projekte zwischen Bewusstseinsbildung und (Gegen-) Planung. Felten/Nutz.-Selbstverlag

Huke-Schubert, Beata (1991a): „Magdalena Keller zieht in die Villa ein“. In: Baukultur H.4, S. 25-27

Huke-Schubert, Beata (1991b): Villa Magdalena, ein Frauenwohnprojekt in Hamburg. In: Wohnbund (Hg.): Wohnpolitische Innovationen. Darmstadt, S.131-142

Stattbau Hamburg (o. J.): Villa Magdalena K., Projektbeschreibung (Faltblatt)