Wohnen mit Kindern im Mauerfeldchen
Wohnprojekte für Alleinerziehende
Würselen
1994
1998
ulla.komes[at]gmx.de
Von der Glerichstellungsstelle initiiertes Projekt mit starkem Gemeinschaftsbezug und MieterInnenselbstverwaltung
Es wurde ein InvestorInnenwettbewerb durchgeführt
Gleichstellungsstelle des Kreises Aachen
Bauherrengemeinschaft A. Beginen, Herzogenrath; G. Sauren, Aachen (InvestorInnenwettbewerb)
Planungsgruppe WohnStadt, Ulla Komes, Aachen-Köln
Angelika Simbriger, Klaus-Novy-Institut, Köln (Moderation Gutachterverfahren)
Drei verbundene Wohngebäude auf einem 2.815 m² großen Grundstück.
26 Wohneinheiten, die Wohnungen im EG barrierefrei, eine Wohnung behindertengerecht. Die 1- bis 5-Zimmer-Wohnungen haben Größen von 45 m² bis 110 m².
Ein Gemeinschaftsraum, der gegebenenfalls in eine Einpersonen-Wohnung umgenutzt werden kann.
Hinzu kommt ein gemeinschaftlicher Garten und Hof.
19 der 26 Wohnungen sind öffentlich geförderte Mietwohnungen.
Das Projekt wurde im Sonderprogramm „Zukunftsweisende Bauvorhaben“ des Landes Nordrhein-Westfalen gefördert.
Alleinerziehende und Haushalte mit Kindern, bevorzugt Personen mit besonders dringendem Wohnraumbedarf.
Schaffung von preisgünstigem Wohnraum in einer „ganzheitlichen“ Wohn- und Wohnumfeldplanung, die den unterschiedlichen Wohn- und Lebensbedürfnissen von Frauen gerecht wird, die Versorgung von Kindern besonders berücksichtigt und die gegenseitige Entlastung der MieterInnen durch gemeinschaftliches Wohnen ermöglicht.
Wohnen mit Kindern im Mauerfeldchen bedeutete insbesondere, dass in diesem sozialen und ökologischen Wohnprojekt die MieterInnen sich bereits im Vorfeld kennen lernten und mitbestimmten. So konnten sie u. a. mit der für den Entwurf verantwortlichen Architektin der Planungsgruppe Wohnstadt Gestaltungswünsche klären. Mitbestimmen hieß ebenfalls, dass die MieterInnen das Miteinander-Wohnen selbst gestalten. Unter Leitung einer Mitarbeiterin vom Klaus-Novy-Institut in Köln trafen sich die zukünftigen BewohnerInnen bis zum Bezug der Wohnung (Mitte 1998) insgesamt sechs Mal. Neben dem persönlichen Kennenlernen standen u. a. Aspekte der eigenen Wohnsituation und der Wohnungsplanung sowie die Nutzung des Gemeinschaftsraumes und der Gartenanlage im Mittelpunkt. Ziel war es, schon vor Einzug eine wirkliche Hausgemeinschaft entstehen zu lassen. Es gibt eine MieterInnenselbstverwaltung gemäß „Mieterstatut“ (MieterInnenversammlungen, MieterInnenvertretung, Vertretung von einzelnen Interessengruppen).
Das Grundstück liegt am Rand von Würselen. Die Stadtmitte ist zu Fuß in zehn Minuten zu erreichen. Für größere Distanzen gibt es in direkter Nähe eine Bushaltestelle.
Die drei parallel angeordneten Baukörper mit je drei Vollgeschossen und einem Staffelgeschoss sind durch offene Treppenhäuser verbunden. Es gibt Wohnungen in unterschiedlichen Größen und Zuschnitten, bei Einhaltung der Flächenobergrenzen des sozialen Wohnungsbaus. Alle Wohnräume sind alternativ auch als Individualräume nutzbar, da der Küche jeweils ein Gemeinschaftsbereich zugeordnet ist, der den Wohnraum ersetzen kann. Schalträume mit eigenen Nasszellen ermöglichen die spätere Untervermietung oder ein unabhängiges Wohnen von Jugendlichen.
Der Gemeinschaftsraum steht zur Kinderbetreuung, aber auch für intensiven Kontakt mit den Nachbarn zur Verfügung.
Unter der Beteiligung der MieterInnen wurde ein kindergerechtes Umfeld geschaffen, das die Beaufsichtigung der Kinder unter Berücksichtigung der Aspekte Verkehrssicherheit und Einsehbarkeit der Spielplätze von den Wohnungen her, aber auch unter Berücksichtigung des Ruhebedüfnisses der Erwachsenen ohne zusätzlichen Aufwand ermöglicht.
Die Gebäude sind im Niedrigenergiestandard errichtet, mit FCKW-freien Baustoffen und Regenwassernutzung.
1994: Ein Gutachten zur „Wohnungsversorgung von Frauen in Not“ im Auftrag der Gleichstellungsbeauftragten hatte für den Kreis Aachen einen Mangel an großen bezahlbaren Wohnungen für Familien und insbesondere für allein erziehende Frauen festgestellt. Daraufhin wurde die Konzeption für das Bauprojekt im Mauerfeldchen erstellt
Anfang 1995: Konzeption des Projektes
Mai 1995: Information für Investoren mit „Investorenwettbewerb“
ab Juli 1997: Information und umfangreiche Beteiligung der künftigen MieterInnen am Planungsprozess
1998: Fertigstellung und Einzug
Umsetzung feministischer Planungsgrundsätze im Projekt
• Planung durch eine Architektin in partizipativem Planungsprozess
• Selbstverwaltung
• Kinderfreundliche Hausordnung
• Gegenseitige Unterstützung
• Gleichwertige Räume
• Flexible Wohnungsgrundrisse
• Schalträume
• Küche einem Gemeinschaftsbereich zugeordnet
• Teilweise Barrierefreiheit/Behindertengerechtigkeit
• Gemeinschaftsraum/-wohnung
• Gemeinschaftliche Garten- und Hofgestaltung
• Gute Infrastrukturanbindung
WERKSTATTSTADT, Website: www.werkstatt-stadt.de/ipros/03_suche/detail.php (Stand September 2004, Zugriff November 2007)
Zweckverband Großraum Braunschweig (ZGB)/Universität Hannover, Fakultät Architektur + Landschaft, Planungs- und Architektursoziologie (Hg) (2005): goodpractices.Praxisbeispiele zum Thema Wohnen und Versorgung. www.zgb.de/barrierefrei/misc/downloads/goodpractices.pdf