Wohnprojekt Bräukerweg mit Vorrang für Alleinerziehende

Projekttyp:

Wohnprojekte für Alleinerziehende

Standort:

Menden

Projektierungsbeginn:

1994

Fertigstellung/ Erstbezug

1997

Kontakt:

Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Menden

gleichstellungsstelle[at]menden.de

Schwerpunkte:

Projekt für allein erziehende und allein lebende Frauen mit umfangreichem Beteiligungsverfahren und Selbstverwaltungselementen

Gemeinsame Gestaltung des Gartens (Foto: MfFJFG NRW, 1999)
Lösungen für große Wohnungen und eine barrierefreie Wohnung (Plan: Gerhard Kemper/Ute Schreier, Iserlohn)
Unterschiedliche Lösungen für große Wohnungen im DG (Plan: Gerhard Kemper/Ute Schreier, Iserlohn)
Der Gemeinschaftsraum im Hanggeschoss, verbunden mit Wäsche- und Trockenraum (Plan: Gerhard Kemper/Ute Schreier, Iserlohn)
Projektbeteiligte:
Initiatorin:

Arbeitskreis „Frauen und Stadtplanung“ zusammen mit der Gleichstellungsstelle der Stadt Menden

Eigentum:

Gemeinnützige Wohnungsbaugesellschaft (GEWOGE) Menden

Architektur:

Gerhard Kemper und Dipl. Ing. Ute Schreier, Iserlohn

Projektentwicklung:

Dipl. Ing. Ute Schreier und Brigitte Wagner, Gleichstellungsbeauftragte (Projektbegleitung/Mieterinnenbeteiligung)

Umfang:
Projektumfang:

Gesamtprojekt

Sozialer Mietwohnungsneubau mit insgesamt 996 m² Wohnfläche.

Wohnungen:

Zwölf Wohneinheiten mit zwei bis sieben Zimmern

Gemeinschaftsflächen:

Ein Gemeinschaftsraum, ein Gemeinschaftsgarten mit Spielplatz, Wäscheplatz, Grillplatz und Wasserlauf.

In Absprache mit der Stadtverwaltung Menden wurde ein Stellplatzschlüssel von 0,8 Stellplätzen je Wohneinheit ausgehandelt, da nur wenige Bewohnerinnen über einen privaten PKW verfügen.

Kosten

Die Baukosten beliefen sich auf 2,2 Mio DM. Anfangsmiete (1997): 8,35 DM pro m² Wohnfläche (Nettokaltmiete).

Kosten/Mieten:
Finanzierung:

Das Projekt wurde im Rahmen des Modellprogramms „Zukunftsweisende Bauvorhaben NRW“, ökologisches Bauen gefördert (Sozialer Wohnungsbau, 1. Förderungsweg). Für fünf Wohnungen wurden Zusatzdarlehen für Kinderreiche in Anspruch genommen.

Ziele/Motivation:
Zielgruppen:

Allein erziehende Frauen sowie allein lebende Frauen und kinderreiche Familien.

BewohnerInnenstruktur:

1999 waren die zwölf Wohnungen mit elf Alleinerziehenden (eine Alleinerziehende mit fünf Kindern, vier mit drei Kindern, zwei mit zwei Kindern und drei mit einem Kind) sowie mit einer allein lebenden Seniorin belegt.

Zielsetzungen:

Allein erziehende, kinderreiche und allein lebende Frauen haben erhebliche Schwierigkeiten bei der Wohnungssuche. Es besteht ein Mangel an bezahlbarem Wohnraum, von dem vor allem soziale Gruppen mit geringerem Einkommen, insbesondere allein erziehende Frauen und kinderreiche Familien, betroffen sind. Das Projekt möchte einen Beitrag zur Linderung der Wohnungsnot dieses Personenkreises leisten, gemeinschaftliches Wohnen fördern und damit zum Abbau von Nachteilen für die Betroffenen auf dem Wohnungsmarkt beitragen. Wichtigstes Kriterium für die Grundrissgestaltung ist die Gebrauchsfähigkeit der Wohnung für den Alltag von Frauen und Kindern. Das Projekt soll eine Vorbildfunktion für weitere Nachfolgeprojekte insbesondere in Hinblick auf frauen- und kinderfreundliches sowie ökologisches und zukunftsweisendes Bauen erfüllen.

Partizipation:

Die Wohnerfahrungen und Wünsche der zukünftigen Bewohnerinnen wurden soweit wie möglich im Rahmen einer frühzeitigen Mieterinnenbeteiligung berücksichtigt. Neben Einzelgesprächen fanden dazu zwei dreitägige Seminare statt, in denen die Frauen lernten, ihre Wünsche zum Ausdruck zu bringen und sich zugleich eingehend kennen lernten.

Die Planung der Wohnungen fand gemeinsam mit der Architektin statt und führte zu unterschiedlichen Grundriss- und Ausstattungsvarianten, da die Mieterinnen den Eingangs-, Küchen- und Wohnbereich individuell planen konnten.

Das Projekt wird in Selbstverwaltung durch die Mieterinnen organisiert. In zweijährigem Wechsel übernimmt jeweils eine Mieterin die Funktion der Hausmeisterin. Bei Neubelegungen besteht Mitspracherecht der Mieterinnen.

Architektur/Städtebau:
Lage:

Das Projekt ist innenstadtnah zwischen Bräukerweg und Wannebachtal gelegen. Das Grundstück grenzt direkt an ein Grün- und Freizeitgebiet an. Die Anbindung an den öffentlichen Personennahverkehr ist gut.

Gebäude:

Alle Wohnungen haben einen überdachten Balkon oder eine Terrasse. Für jedes Familienmitglied ist ein eigener Raum von 10 bis13 m² vorhanden. Die Wohnräume und Küchen sind unterschiedlich angelegt: als Allraum oder mit abgetrenntem kleinerem Wohnzimmer und separater Küche. Im EG und 1. OG liegt zwischen je zwei Wohnungen ein Schaltraum, im UG können von einer Wohnung mit zwei Eingängen ein oder zwei Zimmer mit Nasszelle abgetrennt werden.

Im barrierefreien EG finden sich u. a. der Gemeinschaftraum mit kleiner Küche und Wintergarten, der durch eine flexible Wand erweitert und sehr vielfältig genutzt werden kann, ein gemeinschaftlicher Abstellraum für Kinderwagen, Fahrräder usw. sowie eine behindertengerechte Wohnung mit eigenem Stellplatz vor der Haustür und eine besonders große Wohnung für eine kinderreiche Familie.

Außenanlagen:

Die Außenanlagen wurden weitgehend unversiegelt belassen (z. B. Stellplätze mit Rasensteinen) und auf der Südseite des Gebäudes autofrei gehalten. Die Spielplätze hat die Architektin zusammen mit Kindern (und Eltern) gestaltet. Sie sind auch für die Kinder der Nachbarschaft frei zugänglich.

Ökologie:

Es wurden gesundheitlich unbedenkliche Baustoffe verwendet und nach dem Niedrigenergiestandard gebaut. Das in einer Zisterne gesammelte Regenwasser wird sowohl für die Gartenbewässerung als auch für eine Wasserrinne im Spielplatz genutzt. Passive Solarenergie wird durch große Südfenster und Wintergarten gewonnen. Die Dächer sind teilweise begrünt, allerdings mussten Kompromisse bei der Umsetzung bauökologischer Kriterien gemacht werden. So entfielen z. B. die ursprünglich geplanten Solarzellen auf den Dachflächen.

Chronik

1994: Auf einer Podiumsdiskussion der Gleichstellungsstelle zum Thema „Wohnungsnot in Menden“, bei dem auch die Wohnungsbaugesellschaften und das Amt für Wohnungswesen vertreten waren, wird der erste Anstoß für das Projekt gegeben

Mai 1995: Planungsbeginn

September 1996: Baubeginn

Oktober 1997: Fertigstellung

Entwicklung seit Beginn:

Die ersten Erfahrungen zeigen eine hohe Wohnzufriedenheit der Bewohnerinnen. Einigen Frauen wurde durch das Wohnen im Projekt ermöglicht, wieder in den Beruf einzusteigen und so vom Sozialamt unabhängig zu werden.

Umsetzung feministischer Planungskonzepte im Projekt

• Schaffung von (kostengünstigem) Wohnraum für Frauen

• Selbstverwaltung und Mitsprache bei Neubelegung

• unterschiedliche Wohnungstypen mit abtrennbaren Zimmern mit eigenem Eingang und eigener Nasszelle

• Möglichkeit zur wechselweisen Zuschaltung eines Raumes

• jedem Kind und jeder Alleinerziehenden ein eigener Wohnraum

• großer „Allraum“ in mehreren Wohneinheiten

• Sicht- und Rufbeziehungen von den Wohnküchen zu den Spielzonen in und außerhalb der Wohnungen

• barrierefreie Zugänge

• großer barrierefreier Kinderwagen- und Fahrradabstellraum im EG

• Gemeinschaftsraum (zur gemeinsamen Kinderbetreuung und zur Unterbringung von Gästen)

• Gemeinschaftsfreiflächen, auch für Nachbarschaft geöffnet

• kinderfreundliche Details, z. B. erweiterte Treppenhäuser und Eingangsbereiche, Türspione, Klingel- und Lichtschalter auf Kinderaugenhöhe, von den Wohnungen aus zu bedienende Treppenhausbeleuchtung, großes Carportdach zum Spielen bei Regen

• fußläufige Entfernung zum Zentrum und ÖPNV-Anschlüsse in unmittelbarer Nähe

Quellen: