Wohnprojekt für Alleinerziehende

Projekttyp:

Wohnprojekte für Alleinerziehende

Standort:

Hannover

Projektierungsbeginn:

1990

Fertigstellung/ Erstbezug

1996

Kontakt:

Architekturbüro pk-nord Blencke, Gefäller, Knoll

www.pk-nord.de

Schwerpunkte:

Von der Architektin und dem Wohnungsamt initiiertes Projekt mit speziell entwickelte Grundrisskonzeption

Besonderheit

Die für die besonderen Bedürfnisse von Alleinerziehender entwickelte Grundrisskonzeption wurde durch die aus Kostengründen erfolgte „Überbelegung“ der Wohnungen durch das Sozialamt konterkariert

Normalgeschoss mit Allraumvarianten (Quelle: Urte Boljahn, 1995)
EG mit Gemeinschaftsraum und Staffelgeschoss mit kleineren Wohnungen (Quelle: Urte Boljahn, 1995)
Außenanlagen mit vielfältigen Bereichen (Quelle:
Projektbeteiligte:
Initiatorin:

Die Anregung der Architektin Angelika Blencke wurde vom Leiter des Amtes für Wohnungswesen Hannover aufgenommen.

Eigentum:

Gesellschaft für Bauen und Wohnen in Hannover mbH

Architektur:

Angelika Blencke und Heidi Zerr, Hannover

Kooperation:

Amt für Wohnungswesen der Stadt Hannover, Institut für sozialökologische Forschung (IsöF), Hannover (Durchführung des Beteiligungsverfahrens)

Umfang:
Projektumfang:

Sozialer Mietwohnungsneubau mit einer Gesamtwohnfläche von 692 m². Es wurden zehn Wohneinheiten für zwei bis vier Personen und 60 m² bis 85 m² sowie ein Gemeinschaftsraum mit 23 m², der bei Nichtnutzung in eine 1-Zimmer-Wohnung umgewandelt werden kann, geschaffen.

Kosten/Mieten:

Gesamtkosten: ca. 2 Mio DM.

Baukosten: ca. 2.680 DM pro m² Wohnfläche.

Anfangsmiete (1996): 12,80 DM/m² Wohnfläche (Bruttokaltmiete).

Finanzierung:

Im Sozialen Wohnungsbau gefördert.

Ziele/Motivation:
Zielgruppen:

Allein erziehende Frauen (und Männer).

Zielsetzungen:

Im Rahmen eines größeren Neubauvorhabens in einem Sanierungsgebiet sollte im Sozialen Wohnungsbau Wohnraum für Alleinerziehende geschaffen werden. Das Vorhaben soll die Vereinbarkeit von Kindererziehung und Beruf erleichtern und den sozialen Zusammenhalt der Alleinerziehenden fördern. Es sollen Erkenntnisse gewonnen werden, ob die Lebenssituation von Ein-Eltern-Familien durch eine spezifische Wohnraumversorgung und Unterstützung verbessert bzw. stabilisiert werden kann. Die Grundrisse wurden so geplant, dass für jede Person ein Individualraum zur Verfügung steht. Da jedoch die Bruttokaltmiete über der vom Sozialamt akzeptierten Mietobergrenze lag, mussten die Wohnungen bei Sozialhilfeempfängerinnen „überbelegt“ werden, d. h. das Kriterium „jeder Person einen Individualraum“ konnte bei dieser Personengruppe nicht realisiert werden. Die für zwei Personen vorgesehenen 60 m²-Wohnungen wurden deshalb in den meisten Fällen mit drei Personen belegt, entsprechendes gilt für die größeren Wohnungen.

Partizipation:

Von September bis Dezember 1995 fand, begleitet durch das Institut für sozialökologische Forschung, ein Beteiligungsverfahren statt. Innerhalb dieses Beteiligungsverfahrens konnten die zukünftigen BewohnerInnen bei der Gestaltung und Nutzung der wohnungsnahen Freiflächen, des Gemeinschaftsraumes und der Treppenhäuser mitwirken und sich in sechs moderierten Treffen kennenlernen. Die Moderation sollte die Alleinerziehenden beim „Aufspüren“ von Wünschen, Bedürfnissen und deren Formulierung unterstützen. Ziel des Beteiligungsangebotes war es, die Aneignungsmöglichkeiten der zukünftigen MieterInnen zu fördern. Die Kosten der Moderation wurden vom Sozialministerium Niedersachsen übernommen. Die Begleitung durch das Institut für stadtökologische Forschung wurde noch ein halbes Jahr nach Einzug weitergeführt.

Architektur/Städtebau:
Lage:

Das Grundstück des Bäte-Blocks, die Brachfläche eines ehemaligen Gewerbebetriebs, liegt inmitten eines Sanierungsgebiets in der Nordstadt von Hannover, nicht weit von der Innenstadt entfernt. Kinderbetreuungseinrichtungen und Versorgungseinrichtungen für den täglichen Bedarf sind vorhanden. Die Anbindung an den öffentlichen Personennahverkehr ist gut, auch die Universität ist leicht zu erreichen.

Gebäude:

Im Jahr 1990 wurde für den Bäte-Block ein städtebaulicher Wettbewerb für insgesamt 200 neue Wohneinheiten, zum größten Teil im Sozialen Wohnungsbau, ausgeschrieben. Das Wohnprojekt ist in einem im Innenbereich des Bäte-Blocks gelegenen Gebäude mit drei Geschossen untergebracht.

Die Wohnungsgrundrisse sind unterschiedlich organisiert, teilweise mit einem Familienraum, von dem alle Individualzimmer abgehen und einer relativ großen Küche mit Raum für einen Essplatz, teilweise mit separatem Wohnraum. Die Räume sind, mit Ausnahme des zentralen Familienraums, gleich groß, in den Vollgeschossen mit 11,6 m² bis 12,5 m² relativ klein, im Staffelgeschoss etwas großzügiger. Die Flure wurden minimiert und die Nutzungsoffenheit der Räume gewährleistet. Je Etage gruppieren sich zwei bis drei Wohnungen u-förmig um ein geräumiges lichtes Treppenhaus, das Flächen zum Aufenthalt und zum Spielen bietet.

Der Baukörper ist mit einfachen geometrischen Mitteln gegliedert, ein transparent wirkendes Kernhaus verbirgt sich hinter einer äußeren, kompakten Schale.

Chronik

1990: Ausschreibung eines städtebaulichen Wettbewerbes für den Bäte-Block; Ankauf eines Entwurfes der Architektin Angelika Blencke. Ihre Anregung, Wohnraum für Alleinerziehende zu schaffen, wurde aufgegriffen und in das Gesamtkonzept integriert

1995: Erstes Treffen der BewohnerInnen

1996: Fertigstellung und Bezug

Umsetzung feministischer Planungskonzepte im Projekt

• Planung durch Architektin unter teilweiser Beteiligung der künftigen Bewohnerinnen

• in einem Teil der Wohnungen für jedes Familienmitglied ein Individualraum

• annähernd gleiche, relativ kleine Räume

• gemeinsamer Familienraum, z. T. als Allraum

• separate Küche mit Anbindung an den Allraum

• Treppenhaus als Kommunikationsort und Kinderspielraum

• Gemeinschaftsraum für alle Bewohnerinnen

• Nähe zu Versorgungseinrichtungen, Kindergärten, Schulen und zum ÖPNV

• Nähe zu Erwerbsarbeitsplätzen

Quellen:

Berlin, Heike (1997): Das Haus am Bäteweg 7 in Hannover (Nordstadt) als Wohn- und Lebensform für Alleinerziehende – Untersuchung über den Zusammenhang der Wohn- und Lebenssituation, unveröffentlichte Diplomarbeit an der Evangelischen Fachhochschule Hannover. Hannover

Boljahn, Urte (1995): Bauen und Wohnen aus Frauensicht – Alternativen im sozialen Wohnungsbau. Hannover

Institut für sozialökologische Forschung e. V. (Isöf) (1996): Wohnprojekt für Alleinerziehende im Bäteweg – Ein Beteiligungsangebot des Instituts für stadtökologische Forschung e.V. Hannover

Ministerium für Frauen, Jugend, Wohnungs- und Städtebau des Landes Schleswig Holstein (Hg) (1997): Nutzungsoffene Grundrisse im sozialen Wohnungsbau. Kiel

Niedersächsisches Sozialministerium (Hg.) (1996): Wohnungsbaumodelle in Niedersachsen, S. 30-31