Villa Kunterbunt – von Frauen für Frauen

Projekttyp:

Wohnprojekte für Alleinerziehende

Standort:

Essen

Projektierungsbeginn:

1992

Fertigstellung/ Erstbezug

1996

Schwerpunkte:

Von der Baudezernentin initiiertes Projekt mit umfangreicher Beteiligung der künftigen Bewohnerinnen

Die beiden Gebäude werden mit offenen Brücken verbunden (Foto: THS, Essen)
Das offene Treppenhaus (Foto: THS, Essen)
Grundriss Erdgeschoss, unten die Übersicht beider Gebäudeteile, oben ein Auszug
Grundriss Obergeschoss
Projektbeteiligte:
Initiatorin:

Stadtverwaltung Essen, insbesondere die Essener Baudezernentin

Dr. Irene Wiese von Ofen

Eigentum:

THS Treuhandstelle GmbH, Essen

Architektur:

Frau Hoffmann, THS Treuhandstelle GmbH, Essen

Kooperation:

VertreterInnen aus Politik und Verwaltung, Gleichstellungsstelle der Stadt Essen, Essener Fraueninitiativen/-vereinigungen, Verband Alleinerziehender Mütter und Väter (VAMV), Frauenhaus

Umfang:
Projektumfang:

Sozialer Mietwohnungsneubau. Die Wohnflächen-Obergrenzen des Sozialen Wohnungsbaus wurden teilweise unterschritten. Die dadurch geringeren Mieten ermöglichten Frauen mit ansonsten zu geringem Einkommen den Einzug.

Wohnungen:

Neun Wohneinheiten mit 2 bzw. 3 Zimmern und 53 m² bis 64 m²,

Gemeinschaftsflächen:

Ein Gemeinschaftsraum mit separatem Eingang und direkter Verbindung zum gemeinschaftlichen Freiraum sowie einem im Erdgeschoss gelegenen Fahrrad- und Kinderwagenabstellraum (zusätzliche Toilette und Waschgelegenheit im Keller).

Kosten/Mieten:

Gesamtkosten: 1,6 Mio DM.

Anfangsmiete (1996): 8,85 DM pro m² Wohnfläche (Nettokaltmiete), 12,60 DM (Bruttowarmmiete).

Finanzierung:

Gefördert mit Mittel des Sozialen Wohnungsbaus, 1. Förderungsweg.

Ziele/Motivation:
Zielgruppen:

Allein erziehende Frauen und ihre Kinder

BewohnerInnenstruktur:

Neun Frauen mit 12 Kindern waren die ersten Bewohnerinnen.

Zielsetzungen:

Das Projekt soll gegenseitige Hilfe bei der Alltagsorganisation, z. B. bei der Kinderbetreuung, sowie die Eigenständigkeit der Mieterinnen fördern.

Partizipation:

Das Projekt wurde in einem kooperativen Verfahren entwickelt. Beteiligt hieran waren die THS, vertreten durch eine Architektin, eine Sozialarbeiterin und eine Wohnungsverwalterin, die städtische Gleichstellungsstelle sowie MultiplikatorInnen (u. a. Graue Panther/Essen, VAMV, Schwangerschaftskonfliktberatungsstelle des Universitätsklinikums Essen, Amt für Wohnungswesen). Die Inhalte wurden gemeinsam entwickelt und die Planungen auf die Bedürfnisse der Alleinerziehenden abgestimmt. Die Mieterinnen wurden an der Gestaltung des Freiraums beteiligt. In Mieterinnenversammlungen wurde u. a. die Nutzung und Pflege des Haus- und Spielbereichs, die Nutzung des Gemeinschaftsraumes und die Hausordnung diskutiert und geregelt. Die Mieterinnen wurden bereits neun Monate vor Bezug begleitet (Hilfe zur Selbsthilfe). Diese Begleitung wurde nach Bezug noch ein halbes Jahr fortgesetzt.

Architektur und Stadtplanung

Architektur/Städtebau:
Lage:

Das Projekt ist an die Infrastruktur des Stadtteils Altenessen angebunden.

Gebäude:

Der 2-geschossige, aus zwei Gebäuden bestehende Wohnkomplex mit ausgebautem Dachgeschoss hat zwar keine Balkone, jedoch wird das offene Treppenhaus von den Mieterinnen als gemeinschaftlicher Freisitz genutzt, außerdem sind die Wohnungen mit französischen Fenstern ausgestattet. Die Erdgeschosswohnungen haben einen unmittelbaren Zugang zum gemeinschaftlich genutzten Garten.

Chronik

1992: Fachtagung „Frauen und Wohnen“ der Gleichstellungsbeauftragten der Städte Mülheim a. d. Ruhr, Essen und Oberhausen; zentraler Punkt des dort erarbeiteten Forderungskataloges ist ein Wohnprojekt für Frauen

1995: Baubeginn; regelmäßige Treffen der künftigen Mieterinnen

1996: Fertigstellung

Umsetzung feministischer Planungskonzepte im Projekt

• Zugang zu Wohnraum für Frauen mit geringem Einkommen

• Planung durch Architektin in Kooperation mit allen beteiligten Institutionen und teilweise den künftigen Nutzerinnen

• unterschiedliche Grundrisse nach Nutzerinnenwunsch

• annähernd gleich große Räume

• Abtrennung der Küche vom Wohnzimmer nach Wahl

• zusätzlicher Individualraum für Alleinerziehende bei 5 Wohnungen

• kommunikationsfördernde Verkehrsflächen

• gut erreichbare zusätzliche Abstellflächen außerhalb der Wohnung

• Gemeinschaftsraum und -garten

• gute Erreichbarkeit der Infrastruktur des Stadtteils

Quellen:

Ministerium für Bauen und Wohnen des Landes Nordrhein-Westfalen (MBW) (Hg) (1997): Wohnungsbau für Menschen in Not. Ein Leitfaden zur Kooperation zwischen Wohnungswirtschaft und Wohlfahrtsverbänden. Düsseldorf,

S. 8-10

Neue Ruhr Zeitung (1996): diverse Artikel aus den Monaten Juli/August/September. Ausgabe Essen

Projekt „Villa Kunterbunt“ am Kellersohnweg. In: Unter einem Dach, Die Mieterzeitung der Unternehmensgruppe THS (1996), Essen, S.12

THS (Hg) (1995): THS baut 9 Wohnungen für Alleinerziehende in Altenessen. Pressemitteilung anlässlich des ersten Spatenstichs am 27. Juni 1995. Essen

THS (Hg) (1996): Pressemitteilung anlässlich der Schlüsselübergabe. Essen