HausArbeit

Projekttyp:

Autonome Frauenwohnprojekte

Standort:

Hamburg

Projektierungsbeginn:

1991

Fertigstellung/ Erstbezug

1994

Kontakt:

Iris Neitmann, Architektin

Schwerpunkte:

Projekt allein erziehender Frauen einer ausschließlich für dieses Projekt gegründeten Genossinnenschaft

Alt und neu nebeneinander
Maisonnette EG und 1. OG (Quelle: Bura/Zillmann, 1995)
Projektbeteiligte:
Initiatorin:

Vier (Fach-)Frauen (Architektin, Immobilienmaklerin, Journalistin, Mitarbeiterin einer Informationsstelle für Selbsthilfegruppen)

Eigentum:

HausArbeit Wohnungsbaugenossenschaft eG (für das Projekt gegründet)

Architektur:

Iris Neitmann, Hamburg (Mitglied der Initiativgruppe)

Forschungsprojekt:

Arbeitsgemeinschaft unter Projektleitung der Stattbau Hamburg GmbH, Leitung Dr. Josef Bura und Dr. Kerstin Zillmann (Projektforschung)

Umfang:
Wohnungen:

Neubau auf einem ehemaligen, innerstädtischen Industriestandort in Hamburg Altona. 13 1- bis 4-Zimmerwohnungen, darunter zwei Maisonettewohnungen im EG und 1. OG sowie eine

4-Zimmer-Maisonettewohnung.

Gemeinschaftsflächen:

Eine Terrasse auf einem Gebäudevorsprung über den Garagen.

Kosten/Mieten:

Um das (städtische) Grundstück zu bekommen, musste die Gruppe eine Wohnungsbaugenossenschaft gründen.

Das Eintrittsgeld lag bei 2.000 DM, der Preis pro Genossenschaftsanteil bei 1.000 DM, wobei vier Anteile von den Bewohnerinnen, die bei Einzug identisch mit den Genossenschaftsmitgliedern waren, erworben werden mussten.

Finanzierung:

Das Eigenkapital in Höhe von 20 % der Gesamtkosten musste von den Bewohnerinnen aufgebracht werden, teilweise mit Unterstützung von FreundInnen und Bekannten sowie in Form von Selbsthilfe (Maler- und Tapezierarbeiten, Fußboden, Außenanlagen).

Förderung im Rahmen des Sozialen Wohnungsbaus (1. Förderweg).

Durch das eingebrachte Eigenkapital erhöhte sich die förderfähige Nutzfläche um 15 m². Dadurch konnte das Prinzip „ein Raum pro Person“ auch für Alleinerziehende umgesetzt werden.

Ziele/Motivation:
Zielgruppen:

Allein lebende und allein erziehende Frauen und deren Kinder.

Zielsetzungen:

Ausgangspunkt des Projekts war ein im Zusammenhang mit anderen Wohnprojekten (u. a. dem Projekt „Frauen leben zusammen“) zur Verfügung stehendes Grundstück, für das die Initiativgruppe ursprünglich eine Mischung aus Wohn- und Büroflächen für Frauen anstrebte. Die Integration von Büros in das Projekt musste jedoch aus förderungsrechtlichen Gründen aufgegeben werden. Realisiert wurde letztlich ein Projekt, in dem überwiegend allein erziehende, berufstätige Frauen zusammenleben, die den Wunsch hatten, selbständig, aber mit nachbarschaftlicher Hilfe in einem Zusammenhang zu leben, der die sonst vorherrschende Isolation Alleinerziehender durchbricht. Die Bedeutung des Zusammenlebens mit Frauen in ähnlicher Lebenssituation wird zwar betont, das Zusammenleben mit Männern trotzdem nicht ausgeschlossen. Verhindert werden soll allerdings die übliche Dominanz von Männern. Dementsprechend war die Wohnungsplanung auf eine mögliche Veränderung der Lebenssituation ausgerichtet. Das Projekt ist bewusst nicht auf kollektive Wohnformen angelegt – die Relation von Nähe und Distanz soll sich während des Zusammenlebens entwickeln. Aus diesen Gründen hat die Gruppe auch auf kommunikationsfördernde große Treppenhäuser und weitgehend auf Gemeinschaftsflächen verzichtet. Die dadurch erzielbare Kostenersparnis sollte den individuellen Wohnungen zugute kommen.

Die Genossenschaft soll ausschließlich der Verwaltung der Wohnungen des Projekts dienen, eine über die Bewohnerinnen hinausgehende Mitgliedschaft wird deshalb nicht angestrebt. Aus diesem Grund wurden auch das „Eintrittsgeld“ in die Genossenschaft und der Genossenschaftsanteil bewusst hoch gehalten und der Zweck der Genossenschaft ohne jeden Bezug zu den in der Wohnprojekteszene üblichen Zielsetzungen auf die „Errichtung und Bewirtschaftung von Wohnungen“ beschränkt.

Partizipation:

Es handelt sich um ein selbstinitiiertes und selbstverwaltetes Projekt mit einer eigens für das Projekt gegründeten Genossenschaft als Bauherrin und Eigentümerin. Dementsprechend waren die späteren Nutzerinnen – unter Anleitung der Architektin – in allen Phasen der Planung aktiv beteiligt. Ein Teil des Eigenkapitals wurde außerdem in Form von Selbsthilfe aufgebracht.

Allerdings gab es vor Bezug der Wohnungen aus verschiedenen Gründen eine erhebliche Fluktuation, so dass letztlich nur eine der Initiatorinnen tatsächlich in das Projekt einzog.

Architektur/Städtebau:
Lage:

Das Projekt liegt in Hamburg Ottensen, in unmittelbarer Nachbarschaft des „Zeiseareals“ (mit weiteren Wohnprojekten) an einer wenig befahrenen Straße, doch in unmittelbarer Nähe zu einem städtischen Subzentrum mit guten Einkaufsmöglichkeiten, guter ärztlicher Versorgung, Kindergärten und Schulen sowie in unmittelbarer Nachbarschaft der Zeisehallen, einer zu einem kulturellen Zentrum umgebauten alten Fabrik. Der Anschluss an den ÖPNV ist sehr gut.

Gebäude:

Das Gebäude ist ein Dreispänner mit einem funktionalen Treppenhaus, das zugunsten der Wohnflächen bewusst klein gehalten wurde. Die Schlaf- und Individualräume sowie die (Wohn-)Küchen liegen mehrheitlich an der Gartenseite. Der Bezug zum Außenraum wird durch französische Fenster (zum Teil mit kleinen Austritten) hergestellt, einzelne Wohnungen haben zusätzlich eigene Balkone.

Außenanlagen:

Auf dem Gebäudevorsprung über den Garagen wurde eine gemeinschaftlich zu nutzende Terrasse angelegt, die einzige Gemeinschaftsfläche des Projekts.

Das Projekt hat außerdem einen gemeinsamen Innenhof mit drei anderen Wohnprojekten - darunter dem Projekt Frauen leben zusammen - der durch Schließung der Baulücke einen sicheren, gut nutzbaren Raum bietet.

Ökologie:

Auf eine Tiefgarage wurde aus Kostengründen verzichtet, stattdessen sind die neun Stellplätze im Erdgeschoss untergebracht, zwei weitere Stellplätze mussten abgelöst werden.

Chronik

1991: Bildung der Initiativgruppe, Gründung einer GbR und Beginn der Planungen

1992: Gründung der Genossenschaft HausArbeit Wohnungsbaugenossenschaft eG

1994: Fertigstellung und Bezug der Wohnungen

Umsetzung feministischer Planungskonzepte im Projekt

• Planung durch Architektin unter intensiver Beteiligung der späteren Nutzerinnen

• Trägerstrukturen für Selbstverwaltung und Selbsthilfe

• Schaffung günstiger Bedingungen für die Bewältigung der alltäglichen Organisations- und Reproduktionsarbeit durch das Zusammenleben von Frauen/Alleinerziehenden in vergleichbarer Lebenslage

• relativ gleichwertige Räume

• ein Raum pro Person auch für Alleinerziehende

• Wohnküchen, teilweise mit abtrennbarem Raum

• gute Sichtverbindung vom Innenraum zum Außenraum (alle Wohnungen haben Kontakt zum Straßenraum und zum Innenhof)

• Gemeinschaftsfläche für das Projekt selbst (Dachterrasse)

• sicherer Spielbereich für Kinder und Kommunikationsbereich zu Nachbarprojekten durch gemeinsamen, abgeschlossenen Innenhof

• gut erschlossener, innerstädtischer Standort

Quellen:

Bundesforschungsanstalt für Landeskunde und Raumordnung (Hg.) (1996): Wohnsituation Alleinerziehender III. Ergebnisse des Forschungsfeldes „Wohnsituation Alleinerziehender und alleinstehender Schwangerer in Notlagen“ des Experimentellen Wohnungs- und Städtebaus. Bonn, S. 22-23

Bura, Josef/Zillmann, Kerstin (1995): Experimenteller Wohnungs- und Städtebau. Forschungsfeld: Wohnsituation Alleinerziehender und allein stehender Schwangerer in Notlagen. Modellvorhaben: Alleinerziehenden-Selbsthilfeprojekte in Hamburg-Altona. Endbericht, Hamburg

Ministerium für Bauen und Wohnen des Landes Nordrhein-Westfalen (1997): Frauen bauen. Düsseldorf, S.18-21