FrauenWohnen eG - Frauen schaffen Wohnraum für Frauen (Domagkpark)

Projekttyp:

Autonome Frauenwohnprojekte

Standort:

München

Projektierungsbeginn:

2011

Fertigstellung/ Erstbezug

Ende 2015

Kontakt:

Wohnungsbaugenossenschaft: FrauenWohnen eG

info[at]frauenwohnen.de

www.frauenwohnen.de

Schwerpunkte:

Feministisches Frauen/Lesbenprojekt einer Frauenwohnungsbau-Genossinnenschaft deren Mitglieder ausschließlich Frauen sind. Männer können als Angehörige mit in die Wohnungen einziehen.

Projektbeteiligte:
Initiatorin:

FrauenWohnen eG

Eine junge Genossenschaft, die 1998 von einer Gruppe von Frauen (darunter einige Architektinnen), zum Teil aus dem Umfeld der autonomen Frauenbewegung, gegründet wurde.

Eigentum:

Wohnungsbaugenossenschaft FrauenWohnen eG

Architektur:

Dressler-Mayerhofer-Rössler Architekten und Stadtplaner GmbH

Zaharias- Widmer-Thiel Landschaftsarchitektinnen

Kooperation:

Wogeno München e G, Genossenschaft für selbstverwaltetes, soziales und ökologisches Wohnen

Sonstige Beteiligte:

Es hat sich ein Konsortium von engagierten Bauwilligen (Genossenschaften, Baugruppen, städtische Wohnungsbaugesellschaft, private Bauträger) gebildet, das ein an die Bedürfnisse der zukünftigen Bewohnerschaft angepasstes Konzept für eine gute soziale und gewerbliche Infrastruktur entwickelt hat. Die künftige Selbstorganisation des Quartiers wird mit Hilfe einer Quartierswebsite (www.domagkpark.de) und durch die Gründung eines Quartiersvereins und einer Sozialgenossenschaft gefördert.

Umfang:
Projektumfang:

Das Projekt ist nach dem Projekt in München Riem und im Westend das dritte Frauenwohnprojekt der Genossenschaft.

Die Wohnanlage ist Teil einer Gesamtanlage, die mit der WOGENO, einer anderen Münchner jungen Genossenschaft gemeinsam erstellt wird. Die Projekte werden eigenständig angelegt und verwaltet. Das Grundstück ist real geteilt.

Wohnungen:

Geplant sind insgesamt 43 Wohnungen zwischen 42 m² und 85 m². Davon sind 40 % nach EOF und 30 % nach München Modell Genossenschaft gefördert.

Gemeinschaftsflächen:

Gemeinschaftsraum mit abgeschlossener Küche und rollstuhlgerechtem WC, Gästeappartment, Multifunktionsraum im Keller

sonstige Flächen:

Dachterrasse (gemeinsam mit WoGeNo)

Kosten/Mieten:

Gesamtkosten 8,8 Mio. Die Baukosten (ohne Grundstück) 4,6 Mio.

Die Nutzungsgebühr ist eine reine Kostenmiete, deckt also nur die tatsächlichen Kosten. In der Miete sind Zins und Tilgung für das Fremdkapital enthalten, Verwaltungskosten, Instandhaltungsrücklagen, Mietausfallwagnis und die Kosten für die Gemeinschaftseinrichtungen. Für die freifinanzierten Wohnungen beträgt die so errechnete Kaltmiete 12,40 Euro/qm Wohnfläche. Für die geförderten Wohnungen wird die Miethöhe durch die Wohnungsbauförderbestimmungen festgelegt; sie beträgt zwischen 5,25 und 9,90 Euro/qm. Die Höhe richtet sich nach der Förderstufe. Zu dieser Kaltmiete kommen die Nebenkosten (Wasser, Abwasser, Müll, Heizung usw.) von ca. 2,20 Euro/qm. Im Vergleich zu den Mieten auf dem freien Markt wird die Miete bei FrauenWohnen im Laufe der Zeit immer günstiger, da es keine Mietsteigerungen zur Gewinnerzielung gibt, andererseits die aufgenommenen Baukredite laufend zurückgezahlt werden, so dass eines Tages sogar die Miete sinken kann. Für alle Bewohnerinnen besteht die Möglichkeit, freiwillige wohnungsbezogene Genossenschaftsanteile zu zeichnen, wodurch die Mietbelastung verringert werden kann. Außerdem haben die Bewohnerinnen ein lebenslanges Wohnrecht.

Finanzierung:

Das Grundstück wurde von der Stadt gekauft. 

Grundlage der Finanzierung ist ein relativ hoher Eigenkapitalanteil der Genossenschaft (min. 25 %), um die Kapitalkosten möglichst niedrig zu halten. 30 % des Finanzierungsvolumens kommen aus günstigen KfW-Krediten (für ökologisches Bauen: KfW 40-Haus), 25 % sind öffentliche Kredite für die geförderten Wohnungen  und 20 % herkömmliche Bankdarlehen. 

Geplant sind Wohnungen für Frauen mit unterschiedlichen Einkommen: 40% gefördert nach EOF §9, 30% München Modell Genossenschaft und 30% freifinanziert.  Jede Bewohnerin muss der Genossenschaft angehören. Für den Beitritt ist ein erster Pflichtanteil von 1.100 € zu zeichnen. Außerdem muss jede Bewohnerin als Beitrag zur Finanzierung eine Eigenkapitaleinlage in die Genossenschaft einbringen. Diese beträgt bei den nach EOF (Einkommensorientierte Förderung) geförderten Wohnungen in der höchsten Förderstufe  350 € pro m² Wohnfläche. Bei den nach dem Münchner Modell Genossenschaften geförderten Wohnungen 1.300 € je m² und bei den freifinanzierten Wohnungen 1.650 € je m², Die Nettokaltmieten betragen voraussichtlich 5,45 €/m² (EOF),bzw.  9,90 €/m² (Münchner Modell) bzw. 12,40 €/m² (freifinanziert). Dazu kommen bei allen Wohnungen voraussichtlich 2,20 €/m² Nebenkosten.

Zieht eine Bewohnerin aus, bekommt sie ihre Eigenkapitaleinlage zurück, bei Tod geht diese an die Erben. Die Rückzahlung der Eigenkapitaleinlage wird durch einen entsprechenden Beitrag der nachziehenden Bewohnerin refinanziert. Pflichtanteile – dazu gehört auch die Eigenkapitaleinlage – werden nicht verzinst, auf zusätzliche freiwillige Genossenschaftsanteile wird eine Dividende bis zu 4% ausgezahlt. Alle Mitfrauen, seien es Bewohnerinnen oder solche, die nicht einziehen wollen – und das ist die Mehrheit der Mitfrauen – können zusätzlich zu ihren Pflichtanteilen freiwillige Genossenschaftsanteile zeichnen. 

Ziele/Motivation:
Zielgruppen:

Die Zielgruppe sind Frauen in ihrer Vielfalt: jung bis alt, aus allen Ländern, heterosexuell, bi oder

lesbisch, alleinstehend, mit Frauen, mit Männern, mit Kindern – prinzipiell jede Lebensform.

Zielsetzungen:

Ziel des Projektes ist es, das Grundrecht „Wohnen“ für Frauen zu sichern, die Wohnraumversorgung von Frauen jeden Alters in München zu verbessern, Wohneigentumsformen für Frauen zu fördern und neue, von der Wohnungspolitik bisher vernachlässigte Wohnformen zu entwickeln und zu unterstützen. Ziel ist die Schaffung von Wohnraum für die „neue“ Frau: die allein lebende, autonome, emanzipierte Frau. Ziel ist ein Projekt, das all das umsetzt, was in (feministischen) Fachkreisen seit langem gefordert wird. Frauen sollen als Expertinnen für Wohnen, als Akteurinnen auf den Plan treten und in das Geschehen auf dem Wohnungsmarkt aktiv eingreifen: als Planerinnen, als gemeinschaftliche Eigentümerinnen, als Immobilien- und Sachverwalterinnen von nachhaltig bezahlbarem Wohnraum für die selbstbestimmte Frau in unterschiedlichen Lebensformen. Der so geschaffene Wohnraum soll den üblichen Verwertungsmechanismen des Wohnungsmarktes entzogen werden. 

Angestrebt wird eine Gemeinschaft gleichberechtigter Menschen, in der alle nach ihren jeweiligen Vorstellungen leben können, sofern die Interessen der MitbewohnerInnen nicht beeinträchtigt werden, bei der aber allmählich ein Miteinander entsteht, bei dem Achtsamkeit und Rücksicht das Leben bestimmen, bei der Wahlverwandtschaften entstehen und es eine Selbstverständlichkeit sein wird, Hilfe zu erbitten und anzubieten, wenn es erforderlich ist – ein Schritt aus der Anonymität der Großstadt in die Geborgenheit einer Frauengemeinschaft. 

Allein erziehende Mütter können sich in der Wohnanlage gegenseitig besser unterstützen und für eventuelle Einzelkinder Wahlgeschwister finden. Die älteren Frauen freuen sich über Wahlenkel und bieten ihre Hilfe zur Entlastung der jüngeren an. 

Männer können als Lebenspartner von Frauen mit in die Wohnung einziehen, jedoch nicht Mitglied in der Genossenschaft werden.

Partizipation:

Die künftigen Bewohnerinnen sind (als Genossinnen) an allen Planungen und Entscheidungen aktiv beteiligt. Zwar ist der von der Mitfrauenversammlung gewählte Vorstand aus fachkompetenten Frauen für Planung und Bauausführung, für die Finanzen und für die Vertretung der Genossenschaft bei Behörden und in der Öffentlichkeit verantwortlich. Doch richten sich die Vorstandsfrauen möglichst nach den Wünschen der Bewohnerinnen, die in den Begegnungsgruppen (für jedes Projekt extra) ihre Vorstellungen vom Zusammenleben konkretisieren und koordinieren. In regelmäßigen Plenen treffen sich alle „aktiven“ Frauen mit dem Vorstand. 

Das soziale Leben wird auch durch den Verein FrauenWohnen unterstützt, der Fortbildungen, kulturelle und gesellige Veranstaltungen anbietet.

Architektur/Städtebau:
Lage:

Das Projekt liegt in einem neuen Wohnquartier, das auf dem Gelände einer ehemaligen Kaserne in Nordschwabing geschaffen wird und in dem ein Mix von Genossenschaftswohnungen, Baugemeinschaften, städtischen Wohnungen und Eigentumswohnungen entstehen soll. Das Gelände ist mit einer neuen Trambahnstation öffentlich gut erreichbar und erhält eine Grundschule sowie diverse soziale Einrichtungen. Einkaufsmöglichkeiten befinden sich einem direkt daneben liegenden Einkaufszentrum.

Das Gebiet grenzt an einen Park mit altem Baumbestand.

Gebäude:

Der 4- bis 5-geschossige Gebäudekomplex wird von einem grünen Innenhof aus über Laubengänge und Treppenhäuser erschlossen,. Dies bietet räumlich viele Möglichkeiten für informelle Begegnung innerhalb des Projekts. Nach außen haben alle Wohnungen große Loggien oder Privatgärten mit Ausblick ins Grüne. Die gesamte Anlage ist barrierefrei nach DIN 18040. Ein Aufzug erreicht alle Ebenen, alle Wohnungen und Gemeinschaftsräume sind schwellenlos, Raumgrößen und Türbreiten sind rollstuhlgerecht.

Außenanlagen:

Der U-förmige Grundriss der Wohnanlage bildet einen großzügigen geschützten Innenhof, der beiden Genossenschaften zur Verfügung steht. Des weiteren umgeben größere Grünstreifen drei Seiten der Wohnanlage, die zum Teil mit Privatgärten, Gemeinschaftsgärten und Spielbereichen belegt werden.

Ökologie:

Bei den Gebäude handelt es sich um KFW 50 Effizienzhaus. Außerdem sind alle Wohnungen mit dezentralen kontrollierten Wohnraumlüftungen mit Wärmerückgewinnung ausgestattet.

Chronik

1990: Initiative von Münchner Frauen zur Schaffung eines selbstverwalteten Frauenwohnprojekts

1995: Gründung des Vereins „FrauenWohnen e. V.“; Fachtagung zusammen mit drei anderen Münchener Frauenprojekten zum Thema „Autonome Lebens- und Wohnformen für Frauen“

1998: Gründung der Genossenschaft FrauenWohnen eG

2006: Fertigstellung der Wohnungen in Riem

2014: Fertigstellung des Projekts Westend  

Ende 2012: Zuschlag für das Grundstück Domagkpark

Frühjahr 2014: Baubeginn

Ende 2015: Fertigstellung (geplant)

Umsetzung feministischer Planungskonzepte im Projekt

• Schaffung von Wohnraum/Wohneigentum, bezahlbar aus den (niedrigeren) Einkommen von Frauen 

• Schaffung und Sicherung von Wohnraum für eine Frauengemeinschaft 

• Selbstverwaltung und Selbstbestimmung 

• Planung durch Architektinnen unter starker Beteiligung der künftigen Bewohnerinnen 

• Arbeitsplätze in Wohnungsnähe, z.B. Büro, Therapie, Altenpflege 

• Alten- und behindertengerechte Wohnungen, damit die Frauen ihr lebenslanges Wohnrecht nutzen können (generationenübergreifendes Wohnen) 

• vielfältige Wohnungsgrundrisse/-größen für verschiedene Bedürfnisse 

• gleich große, nutzungsneutrale Räume 

• Küchen als Aufenthaltsräume nutzbar bzw. Küche in Wohnbereich integriert 

• Unterstützung von Kommunikation durch architektonische Maßnahmen (Laubengänge, grüne Innenbereiche mit Gemeinschaftsflächen, Gemeinschaftsraum für Versammlungen und Feiern) 

• Gastlichkeit trotz kleiner Wohnungen: Gästeappartement, Gemeinschaftsraum 

• Sicherheitsbedürfnis: Beleuchtung, Übersichtlichkeit 

• Autoreduzierte Anlagen, weil Frauen weniger Autos haben/brauchen 

• gute infrastrukturelle Ausstattung (ausreichende Einkaufsmöglichkeiten, Kinderbetreuungseinrichtungen, Schulen, Freizeit- und kulturelle Angebote)

Weitere Projekte der Initiative:

FrauenWohnen eG (Riem)|15

FrauenWohnen eG (Westend)|16

Quellen: