Kooperierendes Wohnen allein erziehender Frauen

Projekttyp:

Wohnprojekte für Alleinerziehende

Standort:

Marburg

Projektierungsbeginn:

1991

Fertigstellung/ Erstbezug

1992

Schwerpunkte:

Vom städtischen Bauamt initiiertes Projekt im Rahmen der Altstadtsanierung

Zwei Wohnungen (Plan: Kirchhoff/Möller/Rügemer, Kassel)
Projektbeteiligte:
Initiatorin:

Bauamt der Stadt Marburg

Eigentum:

Gemeinnützige Wohnungsbaugesellschaft mbH Marburg

Architektur:

AIS Arbeitsgruppe Architektur, Innenarchitektur und Städtebau Kirchhoff-Möller-Rügemer, Kassel

Kooperation:

Sanierungsbüro der Stadt Marburg

Forschungsprojekt:

Jutta Aeckersberg, Viktoria Walter, Marburg

Umfang:
Projektumfang:

Sozialer Mietwohnungsneubau, realisiert im Rahmen der Marburger Altstadtsanierung. Gebaut wurden insgesamt 47 Wohnungen in 3-geschossigen Gebäuden.

Wohnungen:

Fünf nebeneinander liegende (abgeschlossene) Wohnungen wurden an allein erziehende Frauen vergeben, denen damit die Möglichkeit zur Kooperation bei der Alltagsorganisation („kooperierendes Wohnen“) gegeben werden soll.

Nicht angewandt wurden die novellierten hessischen Richtlinien zur Belegung von Sozialwohnungen, nach denen seit 1992 für Alleinerziehende mit einem Kind „eine Wohnung mit nicht mehr als drei Wohnräumen plus Küche“ vorgesehen ist. Im Gegensatz zu dieser Richtlinie werden in dem Projekt Alleinerziehenden mit einem Kind 2-Zimmer-Wohnungen mit Standardgrundrissen zugewiesen, in denen die Küche teilweise nur durch den Individualraum der Mutter erreichbar ist.

Kosten/Mieten:

Gesamtkosten des Projekts: ca. 6,2 Mio DM, Anfangsmiete (1992): 6,50 DM pro m² Wohnfläche (Nettokaltmiete).

Finanzierung:

Gefördert im Rahmen des sozialen Wohnungsbaus, 1. Förderungsweg.

Ziele/Motivation:
Zielgruppen:

Allein erziehende Frauen aller Altersgruppen.

Zielsetzungen:

Das im Rahmen eines Sanierungsvorhabens entwickelte Projekt soll unterschiedliche Wohnbedürfnisse sowie Wohnformen berücksichtigen und allein erziehenden Frauen Möglichkeiten für „kooperierendes Wohnen“ eröffnen. Die Wohnkonzeption soll die Alltagsorganisation erleichtern, die soziale Aufhebung/Isolation, den Interessen von Müttern und Kindern Raum schaffen, zur Stärkung ihres Selbstwertgefühls beitragen und Handlungsräume für Verpflichtungen aus Ausbildung und Beruf anbieten.

Partizipation:

Es fand keine Beteiligung der zukünftigen Bewohnerinnen statt, da das Frauenprojekt erst zu Beginn des Innenausbaus in das Verfahren einbezogen werden konnte (zunächst waren die Wohnungen ausschließlich für sanierungsbetroffene Haushalte vorgesehen). Nachmieterinnen können von den Bewohnerinnen vorgeschlagen werden.

Architektur/Städtebau:
Lage:

Der Neubaukomplex wurde zur Versorgung Sanierungsbetroffener in dem zentral gelegenen Stadtteil Weidenhausen-Süd, einem Stadtteil mit dörflich anmutendem Charakter, hohem studentischen Bevölkerungsanteil und guter Infrastruktur errichtet.

Gebäude:

Vier 3-geschossige Baukörper, die um einen öffentlichen Platz gruppiert sind. Die Grundrisse entsprechen dem gängigen Sozialwohnungsbau. Die Begleitforschung kritisiert insbesondere, dass diese Grundrisse für Alleinerziehende wenig geeignet sind, denn die Küche ist nur durch den von der Frau als Individualraum genutzten Wohn-/Essbereich zu erreichen. Alle Wohnungen sind mit Balkonen und Abstellräumen ausgestattet.

Chronik

1991: Baubeginn

1992: Fertigstellung

Umsetzung feministischer Planungskonzepte im Projekt

• räumliche Nähe von Haushalten in vergleichbarer Lebenssituation, dadurch Möglichkeit zu „kooperierendem Wohnen“

• Mitsprache bei Wahl von Nachmieterinnen

• Minimierung des Zeit-Wege-Aufkommens durch Nähe zu Erwerbs- und Ausbildungsplätzen, Versorgungseinrichtungen und Schulen

• nah zur Innenstadt, zu Infrastruktureinrichtungen und ÖPNV

• enge Verbindung Küche/Wohnraum bei Abtrennbarkeit der Küche

• relativ großzügige, belichtete Bäder

Quellen:

BfLR (Hg) (1993): ExWost-Informationen zum Forschungsfeld „Wohnsituation Alleinerziehender“ Nr. 2, Juni 1993, Bonn, S. 10

BfLR (Hg) (1996): ExWost-Informationen zum Forschungsfeld „Wohnsituation Alleinerziehender“ Nr. 11.3, Januar 1996, Bonn, S. 12-13

BfLR (Hg) (1996): Wohnsituation Alleinerziehender III. Ergebnisse des Forschungsfeldes „Wohnsituation Alleinerziehender und alleinstehender Schwangerer in Notlagen“ des Experimentellen Wohnungs- und Städtebaus. Bonn. S. 28-29 und S. 78

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