Villa anders – Intergeneratives Wohnprojekt für Lesben und Schwule

Projekttyp:

Autonome Frauenwohnprojekte

Standort:

Köln

Projektierungsbeginn:

2003

Fertigstellung/ Erstbezug

2009

Kontakt:

info[at]villa-anders-koeln.de

www.villa-anders-koeln.de

Schwerpunkte:

Altersgemischtes Lesbisch-schwules Wohnprojekt

Schnitt durch den Hof mit einer Hofansicht (Plan: Villa anders e. V.)
Eine Straßenansicht (Plan: Villa anders e. V.)
Übersichtsplan der Wohnungstypen (Plan: Villa anders e. V.)
Projektbeteiligte:
Initiatorin:

Verein Schwul-Lesbisches Wohnen e. V.

Eigentum:

GAG Immobilien AG

Architektur:

Klaus Allnoch und Michael Hütt, Köln

Kooperation:

Rubicon Beratungszentrum für Lesben und Schwule im Sozialwerk für Lesben und Schwule e. V. und die dort tätigen NetzwerkkoordinatorInnen für ältere Lesben und Schwule; Schwules Netzwerk e. V.

Umfang:
Projektumfang:

Neubau einer 4-geschossigen Mietwohnanlage mit Tiefgarage (25 Stellplätze) auf einem 936 m² großen Grundstück.

Wohnungen:

Gebaut wurden 35 Wohneinheiten mit insgesamt 1.720 m² Wohnfläche, davon 20 Ein-Zimmer-Wohnungen mit 38 m² bis 45,5 m² in der Venloer Strasse und 15 Wohnungen in der Helmholtzstrasse (darunter je vier Ein-Zimmer-Wohnungen mit 39 m² bis 45 m² und Zwei-Zimmer-Wohnungen mit 52 m² bis 58 m² sowie sieben Drei-Zimmer-Wohnungen mit 73 m² bis 78 m²).

Gemeinschaftsflächen:

Eine Wohnung im EG wird als Gemeinschaftswohnung (mit Pflegebad) und Gemeinschaftsraum genutzt.

Das nicht ausgebaute Dachgeschoss enthält einen Wasch- sowie einen Wäschetrockenraum und für jede Wohnung einen separaten Abstellraum.

Kosten/Mieten:

Die Mieten für die frei finanzierten Wohnungen betragen bei Bezug 8.00 € Grundmiete bzw. 10,60 € mit Nebenkosten und Heizung. Diese Mieten werden entsprechend dem Mietspiegel der Stadt Köln erhoben. Die Kosten für einen Garagenstellplatz liegen bei ca. 40 € bis 45 € im Monat.

Zusätzlich ist eine Kaution in Höhe von 3 Nettokaltmieten zu entrichten.

Die Mieten der geförderten Wohnungen betragen (zum Zeitpunkt des Einzugs) für die (niedrigere) Einkommensgruppe A der Wohnraumförderungsrichtlinien NRW 4,80 € (Netto-Kalt-Miete) bzw. 7,90 € mit Neben- und Heizkosten, für die (höhere) Einkommensgruppe B liegt die Netto-Kalt-Miete bei 5,90 € und die Brutto-Warm-Miete bei 9,00 €. Die Mietsteigerungen der geförderten Wohnungen betragen in den ersten 15 Jahren 1,5 % jährlich (bezogen auf die Ausgangsmiete), danach endet (voraussichtlich) die Mietpreis- und Belegungsbindung.

Die Kaution kann bei den geförderten Wohnungen eventuell durch eine Bürgschaft der Stadt Köln ersetzt werden.

Im Falle einer Förderung des Projekts als Mehrgenerationenprojekt (hierfür müssen mehr als 1/3 der BewohnerInnen über 60 Jahre alt sein), wird die Kaltmiete der Gemeinschaftswohnung für 20 Jahre von der Stadt Köln übernommen, die Umlage wird dann nur ca. 3,50 € pro Person im Monat betragen.

Finanzierung:

Die 15 Wohnungen in der Helmholtzstraße sind frei finanziert.

Zur Finanzierung der Miete und der Betriebskosten der Gemeinschaftswohnung wird eine Umlage von ca. 10 € im Monat pro Person erhoben. Hinzu kommen noch die Kosten für Strom, GEZ und z. B. eine Haftpflicht- und Hausratversicherung für den Gemeinschaftsraum.

Ein einmaliger Projektbeitrag von 250 € an den Verein „Schwul-Lesbisches Wohnen e. V.“, (bei Einkommen unter 1000 € gilt ein ermäßigter Satz von 125 €) soll der Hausgemeinschaft finanzielle Sicherheiten zur Gestaltung und Erhaltung der Gemeinschaftsflächen, aber auch für notwendige Supervisionen und Moderationen zur Entwicklung einer funktionierenden Hausgemeinschaft schaffen. Das Geld wird nicht „gespart“ sondern zweckdienlich und gemeinschaftsfördernd ausgegeben, der Betrag wird deshalb bei Auszug nicht rückerstattet. Der (obligatorische) Mitgliedsbeitrag des Vereins „Schwul-Lesbisches Wohnen e. V.“ beträgt 60 € jährlich, für BezieherInnen von Einkommen unter 1000 € gilt ein ermäßigter Satz von 36 €.

Die 20 Wohnungen in der Venloer Straße werden mit Mitteln der Sozialen Wohnraumförderung gefördert.

Ziele/Motivation:
Zielgruppen:

Die Villa anders ist offen für Lesben, Schwule und Transgender, die Lust haben auf ein selbstbestimmtes, diskriminierungsfreies Wohnen. Willkommen sind Singles, Paare und Regenbogen-Familien, gut und weniger gut Verdienende, Jüngere und Ältere. Manche verbringen ihre Studienzeit hier, viele ihre Berufsjahre, andere ihren Lebensabend. Alle Generationen sind erwünscht!

Die Möglichkeit, Mitbewohner/Mitbewohnerin der Villa anders zu werden, haben nur Mitglieder des Vereins „Schwul-Lesbisches Wohnen e. V.“ Über einen Mitgliedsantrag entscheidet der Vereinsvorstand, die Zustimmung der Mitgliederversammlung ist notwendig. Bei der Auswahl der BewohnerInnen bemüht sich der Verein um ein zahlenmäßig ausgewogenes Verhältnis zwischen Bewohnerinnen und Bewohnern. Wegen der kommunalen Förderung muss ein Drittel der BewohnerInnen das sechzigste Lebensjahr erreicht haben.

Erwünscht ist auch ein Engagement im Verein. Der Gemeinschaftsgedanke soll nicht nur Theorie, sondern auch gelebte Praxis sein.

BewohnerInnenstruktur:

Die BewohnerInnen sind 50/50 weiblich/männlich. Es gibt eine Heteroquote von nicht mehr als 10 % und momentan wohnen zwei Hetero-Frauen und 1 Hetero-Mann sowie 1 Transsexuelle bei ihnen. 

Die soziale Streuung ist sehr breit, es sind 12 Nationen vertreten.

Zielsetzungen:

Die Frauen und Männer dieses Wohnprojektes beabsichtigen mit der Hausgemeinschaft, Wohn- und Lebensraum zu schaffen, der älteren und jüngeren Lesben, Schwulen und Transgender ein gemeinsames, diskriminierungsfreies und selbst bestimmtes Leben in größtmöglicher gegenseitiger Verantwortung und Freiheit ermöglicht. Die Räume sollen dazu selbstverständliche soziale Kontakte unter den BewohnerInnen ermöglichen, bspw. durch einen Gemeinschaftsraum und -garten für Diskussionen, Versammlungen, Feste oder Gäste.

Das Konzept ist gleichermaßen durch Individualität wie durch Gemeinschaftsbezug gekennzeichnet: Eigenständige Wohneinheiten und eine genau festgelegte Mitbestimmung sind Bestandteile des Autonomieverständnisses des Projekts. In der Hausgemeinschaft gilt das Prinzip der gegenseitigen Hilfe und Verantwortung. Dabei sind die persönlichen Möglichkeiten und Grenzen der Einzelnen zu respektieren. Das Projekt hat damit eine hohe präventive Bedeutung für bedürfnisgerechtes, aktives Altwerden.

Ein wichtiger Aspekt ist dazu auch die Einbindung des Projekts in die Nachbarschaft.

Durch Kontakte zu geeigneten ambulanten Diensten (wie z. B. einer Pflegebetreuung) soll das Wohnen im Projekt in allen Lebensphasen bis zum Lebensende ermöglicht werden.

Durch Anbindung an das RUBICON-Beratungszentrum und an das Schwule Seniorenbüro NRW wird ein Konfliktmanagement bei sozialen Auseinandersetzungen und psychosozialen Krisen gewährleistet.

Partizipation:

Die Mietverträge werden von den einzelnen MieterInnen mit der Eigentümerin, der GAG AG geschlossen. Der Verein Schwul-Lesbisches-Wohnen e. V. hat jedoch das Vorschlagsrecht. Voraussetzung für einen Einzug ist der Beitritt zum Verein. Über die Wohnungsvergabe entscheidet ein vierköpfiges Gremium, Frauen und Männer, die von der späteren Hausgemeinschaft unabhängig sein müssen, d. h. aufgrund ihrer Funktion nicht in die „Villa anders“ einziehen dürfen.

Bei den Frühstückstreffen an jedem 3. Sonntag im Monat und Infoveranstaltungen des Vereins Schwul-Lesbisches Wohnen e. V. liegen die aktuellen Baupläne aus und können von InteressentInnen eingesehen werden.

Eine Planungsbeteiligung fand nicht statt, Änderungswünsche bezüglich der Grundausstattung der Wohnungen sind jedoch in der Bauphase individuell verhandelbar.

Architektur/Städtebau:
Lage:

Das Projekt wird in Köln-Ehrenfeld realisiert, einem gewachsenen, lebendigen Stadtteil mit vielfältigen Freizeiteinrichtungen. Das Kulturzentrum „Bütze“, eine Frauentanzschule sowie Fitnessstudio, Hallenbad und Kino sind zu Fuß erreichbar. Auf dem Wochenmarkt und in zahlreichen Supermärkten ist der tägliche Bedarf leicht zu decken, eine U-Bahnhaltestelle der Linien 3 und 4 befindet sich direkt neben dem Haus. Die gute Versorgung hat allerdings den Preis einer nicht ganz ruhigen Wohnlage.

Gebäude:

Realisiert wurden drei Gebäude mit einem gemeinsamen Innenhof. Das Haus Venloer Straße hat einen Aufzug, der eine Verbindung von der Tiefgarage bis zum Dachgeschoss bietet. Die dort gelegenen Wohnungen sind barrierefrei und über einen Laubengang zu erreichen.

Mit wenigen Ausnahmen haben alle Wohnungen Küchen, die in den Wohnbereich integriert sind, womit in den relativ kleinen Wohnungen eine zweiseitige Orientierung möglich wird, wichtig insbesondere bei den Wohnungen in der Helmholtzstraße, deren Wohnräume nach Nordosten (zum Hof) orientiert sind.

Die Wohnungen sind mit Fußbodenheizung (Gaszentralheizung oder Fernwärme), Badewanne bzw. bodengleichen (barrierefreien) Duschen, einem zum Innenhof orientierten, barrierefrei erreichbaren Balkon oder Freisitz (Terrasse im EG) ausgestattet und haben einen Zugang zu dem kleinen, in sich abgeschlossenen Innenhof.

Im Dach gibt es Speicherräume, im Tiefgeschoss können Garagen angemietet werden.

Außenanlagen:

Die im Winkel zueinanderliegenden Gebäude umschließen einen Innenhof.

Ökologie:

Das Gebäude ist in Massivbauweise errichtet, mit entsprechendem Schall- und Wärmeschutz (nach EnEV).

Der Stellplatzschlüssel liegt bei 0,7.

Chronik

2003: Beginn des Engagements des Vereins Schwul-lesbisches Wohnen für ein gemeinschaftliches Wohnprojekt in Köln

Oktober 2008: Grundsteinlegung

Herbst 2009: Bezug

Umsetzung feministischer Planungskonzepte im Projekt

• Möglichkeit zum gemeinschaftlich orientierten Zusammenleben lesbischer Frauen jenseits heteronormativer Strukturen

• Wohnungsmix mit teilweise gleich großen Räumen

• teilweise Barrierefreiheit

• Gemeinschaftsraum

• Gute Infrastruktur und ÖPNV-Anbindung

Quellen:

Villa anders e. V. Infomappe: www.villa-anders-koeln.de/Info-Mappe%20Villa %20anders%20Version %202007.pdf (Zugriff September 2007)

Villa anders e. V. Pressemappe: www.villa-anders-koeln.de/download/presse/Villa%20anders-Pressemappe%2022.10.2008.pdf (Zugriff November 2008)