Wohnhaus Bachstraße

Projekttyp:

Wohnprojekte für Alleinerziehende

Standort:

Hagen

Projektierungsbeginn:

1992

Fertigstellung/ Erstbezug

1996

Kontakt:

Hagener Gemeinnützige

Wohnungsgesellschaft mbH

Tel 02331 3110-5

Schwerpunkte:

Projekt des ev. Kirchenkreises für allein erziehende Frauen und Männer, mit Betreuungskonzept, integriert in ein Reintegrationsprojekt für Wohnungslose und sonstige Wohnungssuchende

Ansicht mit Vorgärten von der wenig befahrenen Straße
Die Hoffassade mit Loggien in den oberen Geschossen
Direkter Zugang vom EG zum Garten
Grundriss Erdgeschoss mit direktem Zugang zum Garten über den Balkon (Plan: Brettschneider & Dechêne, Hagen)
Alternativen für den Wohn-/küchenbereich: Wohnküche bzw. integrierter Wohn-/Küchenraum mit abtrennbarer Kochküche (Plan: Brettschneider & Dechêne, Hagen)
Projektbeteiligte:
Initiatorin:

Evangelischer Kirchenkreis Hagen

Eigentum:

Hagener Gemeinnützige Wohnungsgesellschaft mbH (HGW)

Architektur:

Brettschneider & Dechêne (Prof. Sigrun Dechêne und Hartwig Brettschneider), Hagen

Kooperation:

Amt für Wohnungswesen der Stadt Hagen

Projektentwicklung:

WohnBund-Beratung NRW (Moderation des Beteiligungsverfahrens)

Umfang:
Projektumfang:

Sozialer Wohnungsneubau auf einem 566 m² großen Grundstück, mit einer Gesamtwohnfläche von 751 m².

Wohnungen:

Zwölf Wohneinheiten mit zwei bis vier Zimmern

Gemeinschaftsflächen:

Ein Gemeinschaftsraum mit Terrasse und Zugang zum Mietergarten.

Kosten/Mieten:

Gesamtkosten (ohne Grundstück) ca. 2,1 Mio DM (2.800 DM pro m² Wohnfläche).

Das Grundstück wurde durch die Ev. luth. Pauluskirchengemeinde in Erbpacht vergeben (Erbpachtzins 5 %).

Anfangsmiete (1996): 8,10 DM pro m² Wohnfläche.

Gemeinschaftsraum: 14 DM im Monat pro erwachsener Person.

Finanzierung:

Sozialer Wohnungsbau, 1. Förderungsweg sowie Förderung durch ein öffentliches Baudarlehen in Höhe von 1,3 Mio. DM.

Zinsloses Darlehen des Kirchenkreises Hagen: 100.000 DM.

Ziele/Motivation:
Zielgruppen:

Je ein Drittel der Wohnungen ist bestimmt für allein erziehende Frauen (und Männer) mit einem oder mehreren Kindern, für Wohnungslose ohne gesicherte Wohnungsversorgung bzw. für obdachlose Haushalte sowie für sonstige Wohnungssuchende mit Wohnberechtigungsschein (bevorzugt aus dem Stadtgebiet). Den fünf sozialen Diensten bzw. Einrichtungen aus dem Bereich der Obdach- und Wohnungslosenhilfe sowie dem Frauenhaus wurde ein Vorschlagsrecht für die Belegung eingeräumt.

Durch die Berücksichtigung der sonstigen Wohnungsuchenden soll eine Stigmatisierung und Ablehnung der BewohnerInnen durch die Nachbarschaft im Quartier vermieden und ein integratives Zusammenleben der Hausgemeinschaft gefördert werden. Da Betreuungsleistungen im Modellvorhaben nur als Starthilfe und Angebot angesehen werden (nicht als Pflicht), gehören Personen in Wohnungsnot, die eine darüber hinausgehende Betreuung benötigen, explizit nicht zu den Zielgruppen des Projektes.

Zielsetzungen:

Das Projekt dient der Schaffung von Wohnraum für auf dem Wohnungsmarkt benachteiligte Gruppen sowie der Reintegration von wohnungs- oder obdachlosen Personen und Haushalten in normale Mietverhältnisse. Dies soll erreicht werden durch soziale Mischung, gemeinschaftliches und nachbarschaftliches Wohnen sowie durch Beteiligung der zukünftigen Bewohnerinnen an Planungs- und Bewirtschaftungsentscheidungen.

Gute nachbarschaftliche Beziehungen sollen bereits vor dem Einzug aufgebaut, die Normalität des Wohnalltags nicht durch ein Betreuungskonzept beeinträchtigt und die Organisation des Zusammenlebens der Hausgemeinschaft überlassen werden. Im Konfliktfall werden die Beratungsdienste von der HGW informiert und nehmen Kontakt zu den betroffenen Haushalten auf.

Partizipation:

Die BewohnerInnenbeteiligung begann im November 1994. Bis zur Fertigstellung trafen sich die BewerberInnen neunmal unter der Moderation der WohnBund-Beratung. Die Lage der Wohnung konnte bestimmt sowie zwischen Wohn- oder Kochküche gewählt werden. Ferner wurden die BewohnerInnen an der Gartennutzung und -gestaltung beteiligt. Im November 1996 wurde ein BewohnerInnenverein zur Anmietung des Gemeinschaftsraumes gegründet.

Architektur/Städtebau:
Lage:

Das Grundstück, eine Baulücke, liegt in einer aus Mehrfamilienhäusern verschiedener Baujahre bestehenden Blockbebauung im dicht bebauten Stadtteil Wehringhausen. Der Stadtteil verfügt über eine gute Infrastruktur mit sozialen Einrichtungen, Schulen und Einkaufsmöglichkeiten. Die Innenstadt ist fußläufig erreichbar, die Anbindung an den ÖPNV ist gut. Oberhalb des am Hang gelegenen Blocks geht die Bebauung in ein aufgelockertes Einfamilienhausgebiet über, an das sich ein Naherholungsgebiet anschließt.

Gebäude:

Die Grundrisse wurden mit gleich großen, austauschbaren Zimmern flexibel konzipiert.

Das Wohnhaus öffnet sich über große, individuell gestaltete Fenster, Gauben und Balkone zur Nachbarschaft.

Außenanlagen:

Zwei Stellplätze wurden abgelöst, für weitere acht Stellplätze ist die Zahlung der Ablösung solange ausgesetzt, wie die MieterInnen des Hauses nicht mehr als vier PKW besitzen. Auf diese Weise konnte der kleine Garten des Hauses erhalten und von den BewohnerInnen ideenreich in Eigenregie für verschiedene Nutzungen gestaltet werden.

Ökologie:

Neben der sozialen Integration wurden ökologische und ökonomische Ziele des nachhaltigen Bauens umgesetzt, unter anderem Regenwassernutzung, Niedrigenergie, Dachgeschoss-Therme, Verwendung von Tonziegeln, Holzfenstern und Linoleumbelag in den Wohnungen.

Chronik

1992: Einberufung einer Arbeitsgruppe durch den Kreissynodalvorstand der evangelischen Kirche Hagen

1993: Entwicklung eines Projektvorschlags und Vorlage eines konkreten Bauvorhabens; Zustimmung der HGW, das Projekt auszuführen und zu bewirtschaften, sofern keine Mehrkosten entstehen

1996: Fertigstellung

Umsetzung feministischer Planungskonzepte im Projekt

• Zugang zu (kostengünstigem) Wohnraum für Frauen mit geringem Einkommen

• Planungsbeteiligung

• unterschiedliche Wohnungstypen und -größen

• annähernd gleich große/gleichwertige Räume

• teilweise Wohnküchen, teilweise integrierte Kochküchen

• halböffentliche Balkone/Wintergärten

• Gemeinschaftsraum im Erdgeschoss mit Zugang zum Garten

• Nähe zu Versorgungseinrichtungen, gute Anbindung an öffentliche Verkehrsmittel

Quellen:

Bundesforschungsanstalt für Landeskunde und Raumordnung (Hg.) (1997):ExWoSt-Informationen zum Forschungsfeld „Dauerhafte Wohnungsversorgung von Obdachlosen“ Nr. 13, 5. Oktober 1997, Bonn

Hagener Gemeinnützige Wohnungsgesellschaft (Hg.) (1997): Wohnungsneubau für besondere Bedarfsgruppen – Eine Kooperation zwischen dem Ev. Kirchenkreis Hagen, der Hagener Gemeinnützigen Wohnungsgesellschaft und dem Amt für Wohnungswesen der Stadt Hagen. Hagen

Stadt Hagen (Hg.) (2005): Architekturführer Hagen, Hagen: ardenkuverlag

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