Beginenhof Bochum

Projekttyp:

Beginen

Standort:

Bochum-Kornharpen

Projektierungsbeginn:

Herbst 2006

Fertigstellung/ Erstbezug

Herbst 2013

Schwerpunkte:

Die Besonderheiten des Hofes in Bochum liegen in der Architektur, der Kirche und unserer ausdrücklichen christlichen-ökumenischen Ausrichtung.

Besonderheit

Der Hof entspricht mit seinen kleinen, um eine Kirche herum gebauten Wohnhäusern dem Modell der mittelalterlichen Beginenhöfe.

Blick zur Kirche/Gemeinschaftshaus
Zentraler Platz
Baustelle
Häuser 1+2 Erdgeschoss
Häuser 1+2 Obergeschoss
Projektbeteiligte:
Initiatorin:

Begine Sr. Brita Lieb,

Eigentum:

Bochumer Wohnstätten e.G. (Wohngebäude). Katholische Großpfarrei Liebfrauen Bochum (Grundstück und Kirche).

Die Bochumer Wohnstätten e.G. sind Eigentümerinnen des Grundstücks von 4500 qm und der 9 Häuser, die Beginen übernehmen das ausparzellierte Grundstück von 500 qm unter der Kirche in Erbpacht und damit die Kirche. (Letztlich ist eine geweihte Kirche nicht in private Hände zu geben, deshalb bleibt der Pfarrer der Pfarrei Liebfrauen Bochum dennoch letztverantwortlich, was im Erbbaurechtsvertrag geregelt ist).

Architektur:

Architekturbüro Beilmann, Köln/Bochum

Sonstige Beteiligte:

Katholische Großpfarrei Liebfrauen Bochum

Umfang:
Projektumfang:

Freifinanzierter Neubau von neun kleinen Häusern mit ein bis drei Wohungen auf einem Grundstück mit 4500 m² mit einer bestehenden Kirche von 1978 in der Mitte, 450 qm groß, die die Beginen in Erbpacht übernehmen.

Wohnungen:

Neubau von 20 Wohnungen, davon 12 barrierefreie Wohnungen mit 57 m² bis 59 m², 6 Dachgeschoss-Wohnungen von 70 m² und 3 Häuser mit je 90 m² Wohnfläche.

Gemeinschaftsflächen:

Ein Gemeinschaftsraum mit 70 m² und eine kleine Kirche mit etwa 450 m² sowie eine Grünanlage.

sonstige Flächen:

In einem Haus direkt am Eingang des Hofes soll neben dem Gemeinschaftsraum eine Wohnung als  „Bed & Breakfast by Beginen“ genutzt werden. Diese Pension mit drei Gästezimmern soll insbesondere Frauen, die in den drei umliegenden Krankenhäusern verunglückte, schwerverletzte oder schwerkranke bzw. sterbenden Angehörige haben, ein günstiges Zimmer mit Frühstück,die Kirche als Raum der Stille und auf dem Beginenhof immer Ansprechpartnerinnen mit der Kompetenz, in Krisen zu helfen, bieten.

Da wir direkt am Jakobsweg liegen, steht unser sogenannter Pilgerkeller den Pilgern und anderen Gästen des Hofes offen.

Kosten/Mieten:

Die geschätzte Netto-Kaltmiete beträgt 7 € /m² Wohnfläche. Dazu kommen die üblichen Nebenkosten (für Heizung, Müllabfuhr usw.) sowie eine Umlage für den Gemeinschaftsraum, die Betriebskosten für die Kirche (Strom, Heizung, Reinigung, Versicherung, Orgelwartung… kleinere Reparaturen usw.) und die Erbpacht für das Grundstück, auf dem die Kirche steht, in Höhe von insgesamt 110 € pro Frau und Monat. Dadurch wird eine Miete „auf Großstadtniveau“ erreicht. Der Küsterinnendienst (außer der Reinigung) wird von den Beginen übernommen.

Finanzierung:

Freifinanzierter Mietwohnungsbau einer Wohnungsbaugenossenschaft.

Förderanträge sind/werden  gestellt an das Bundesbauministerium und an das Bundesfamilienministerium.

Ziele/Motivation:
Zielgruppen:

Christlich-ökumenische, weltoffene Frauen die in dem Projekt wohnen mögen, nicht ganz arm sind und sich mit anderen zusammenschließen, sich im Zentrum einbringen und die Kirche, den Raum der Stille, "am Arbeiten halten" wollen.

BewohnerInnenstruktur:

Am Hof leben zur Zeit 13 Frauen, im Alter von 29-80 Jahren, darunter alleinerziehende und berufstätige Frauen sowie Rentnerinnen mit unterschiedlichen Interessen und Begabungen. Außerdem kommen regelmäßig Frauen, von außerhalb, die wir „Wanderbeginen“ nennen. Nicht alle Wohnungen sind derzeit mit Begienen belegt.

 

Zielsetzungen:

Bei aller Unterschiedlichkeit fühlen wir uns der mittelalterlichen Beginentradition verbunden. Wir suchen jedoch zeitgemäße Wege, um diese Lebensform attraktiv zu gestalten.
Neben der Kirche ist auch unser Gemeinschaftsraum regelmäßig Treffpunkt für gemeinsame Aktivitäten.
Das Gemeinschaftsleben ist geprägt von unseren Angeboten in der Kirche, unseren regelmäßigen Hofbesprechungen, unserem fröhlichen gemeinsamen Frühstück am Wochenende sowie geselligen Beisammensein und gemeinsamen Unternehmungen.
Wir sind uns bewusst, dass der Erhalt und die Entwicklung unserer Gemeinschaft ein ständiges achtsames Ringen um Abgleich von Anspruch und Realität bedeutet.
Damit unsere Gemeinschaft nicht unter Unstimmigkeiten oder Streit leiden muss, üben wir die gewaltfreie Kommunikation unter Anleitung. Wir bemühen uns nach innen und außen um einen respektvollen und toleranten Umgang.

Bei Interesse an unserem Beginenhof, dem Pilgerkeller oder unserem offenen Sonntagsfrühstück am letzten Sonntag im Monat, melden sie sich bitte per Telefon 0177 30 91 84 6 oder E-Mail an.

Partizipation:

Mitspracherecht der Mieterinnen in allen Dingen des Hofes, auch in der Genossenschaft. In einem Kooperationsvertrag des Vereins Beginen Heute g.V. mit den Bochumer Wohnstätten e.G. ist ein Mitspracherecht des Vereins während der Bauphase sowie ein Vorschlagsrecht des Vereins für die Wohnungsbelegung vereinbart. Danach werden die Wohnungen nur an Mitfrauen im Verein vergeben. Nur wenn es dem Verein nicht gelingt, eine Wohnung innerhalb einer vereinbarten frist zu belegen, kann die Genossenschaft auch andere Genossenschafts-Frauen vermieten.

Architektur/Städtebau:
Lage:

Der Hof liegt am Stadtrand von Bochum und grenzt an ein Landschaftsschutzgebiet. Ein kleiner alter Ortskern mit Einkaufsmöglichkeiten, Ärzten, Apotheke… liegt um die Ecke, das große Ruhrpark-Einkaufszentrum ist in 5 Minuten per Bus oder Auto erreichbar, der Bus hält vor dem Hof. Die Autobahnen sind nah, es ist Car-Sharing geplant. Ein weiteres großes Erholungsgebiet liegt eine Straße weiter, ideal für Hunde und Fahrradtouren.

Gebäude:

Es entstanden neun kleine, ökologische, im Erdgeschoss barrierefreie, giebelständige Häuser mit je ein bis drei Wohnungen. Die Dachgeschosswohnungen werden durch eine Außentreppe erreicht. Die Häuser sind unterkellert. 3 Häuser mit 90 m² sind für je eine Frau vorgesehen, oder eine Alleinerziehende.

Außenanlagen:

Jede Wohnung hat eine Terrasse oder Dachterrasse und ein privates Gärtchen. Darüber hinaus gibt es einen „Dorfplatz“ und eine Grünanlage, die möglicherweise um ein derzeit landwirtschaftlich genutztes Grundstück (im Eigentum der Stadt) erweitert werden. Gedacht wird auch an Kräuter-Labyrinth als weitere Erfahrungsmöglichkeit, was allerdings Pflege braucht, die eine Bewohnerin übernehmen muss.

Ökologie:

Ökologische Maßnahmen vorgesehen, nicht weiter spezifiziert.

Chronik

1985 Gründung des Vereins „Beginen heute e.V.“ 1987 als gemeinnützig anerkannt. Gertrud Hofmann hat die neue Beginenbewegung wiederbegründet, damals war das Wort Begine aus allen Archiven und Bibliotheken verschwunden. Sie forschte, hielt unzählige Vorträge und schrieb ein Buch mit dem Journalisten Krebber. 1997 Aufruf zum Beginenhof -  Anfrage von Gertrud Hofmann beim Essener Bischof Dr. Felix Genn im Herbst 2006, wenn er schon 96 Kirchen schließen müsse, warum die christlichen Beginen, ein bischöflich anerkannter privater kirchlicher Verein, nicht ein Gelände mit Kirche für einen Beginenhof bekommen könnten? Es wurden uns 2 angeboten. –

Februar 2007: Entscheidung für das Gelände mit bisher schon ökumenisch genützter Kirche von 1978 in Bochum-Kornharpen.

Ab Advent 2007 monatliche Treffen von Interessentinnen. Vertragsunterzeichnung 22. 2. 2011.

 

Entwicklung seit Beginn:

Leider wohnen zur Zeit (2020) nicht ausschliesslich Beginen am Hof. Dies ist mehreren Umständen geschuldet. Zum einen gibt es keinen sozialen Wohnungsbau, sodass ortübliche Mieten bezahlt werden müssen (ca. 10€/qm plus Gemeinschaftsumlage). Daher konnten die Wohnungen nicht schnell genug mit Beginen belegt werden, wie von der Wohngesellschaft gewünscht wurde. Auch wohnen hier noch Frauen, die anfänglich dem Verein angehörten, sich später jedoch gegen das Gemeinschaftsleben entschieden.

Umsetzung feministischer Planungskonzepte im Projekt

Wir schaffen einen Beginenhof, das ist ein Schutz- und Aktionsraum für Frauen  und „Frauenland in Frauenhand“. Neuer Wohnraum für 20 Frauen, ggf. Kinder, generationsübergreifend.

Mit einem Kooperationsvertrag ist die Planungsbe-teiligung und das Mitspracherecht bei der Ausführung der Bauten gewährleistet.

 Besitzerin der Häuser ist vorläufig die Genossenschaft, Trägerin der Verein, der sich ein Vorkaufsrecht eintragen ließ.

Die Kirche und der Gemeinschaftsraum werden für Frauenkultur, Spirituelles und „Beginenkultur pur“ genützt werden. Wir wollen auch die Beginen-Mystik wieder erlebbar machen und weiter geben. Die Kirche wird als Raum der Stille immer offen sein. Nach Gottesdiensten wird Kirchencafé angeboten werden können, einmal im Monat ist voraussichtlich Brunch und Infos für Interessentinnen vorgesehen, um Nachfragen zu bündeln. Zahlreiche Kursangebote werden möglich sein. Erwünscht ist außerdem eine Belebung des Quartiers = Wohnviertels.

Gemeinschaftliches Wohnen von Frauen, die mit- und aneinander wachsen wollen, sich gegenseitig helfen und im Guten ermutigen, gemeinsame soziale und kirchliche Engagements geplant. Gemeinsame Pflege der Außenanlage.

Einkaufs- und Carsharing, Bus vor der Tür

Ein kommunikativer „Dorfplatz“ neben der Kirche und ein Gemeinschaftsraum als Treff und Besprechungs-möglichkeit, auch für andere von außen.

 „Bed and Breakfast by Beghinen“, das ist eine Pension, auch für angehörige Frauen von Verunglückten, Schwerkranken, Sterbenden aus den 3 umliegenden Krankenhäusern. Eines unserer sozialen Engagements.

Wir denken auch an Studentinnen der Fachhochschule für Soziales, die in Fahrrad-Nähe ist.

Wir stehen in freundschaftlichem Kontakt zu anderen Beginenhöfen und –initiativen deutschlandweit, sind im Dachverband der Beginen e.V. vernetzt.

Beginensprichworte: „Beginen beginnen innen“ – „Schwierigkeiten überlieben“ und „Lieber richtig verrückt, als schlecht gelaunt“! – „Für mich, mit anderen, für andere“. – „Miteinander – füreinander“ „Vielfalt, wie Farbspektrum und Orchesterinstrumente und dabei ist jede wichtig!“ – „Ora et labora – bete und arbeite“ oder „Nicht nur reden – tun“ – „Sei gesegnet meine Schwester, sei gesegnet auf Deinem Weg“.

Diese drei letzten gelten speziell bei uns im Bochumer Beginenhof.

Quellen: